Der Kesselkogel ist der höchste Berg der Rosengartengruppe und überragt somit alle Gipfel in König Laurins Reich. Über die Höhenangabe ( 3002 oder 3004 m ) finden sich in den Weiten des Internets unterschiedliche Angaben. Was aber sicher ist, ist eine Höhe von über 3000 Metern. Ebenfalls sicher ist eine relativ leichte Überschreitung via Kesselkogel-Klettersteig. Der Schwierigkeitgrat liegt bei A/B. Allerdings sind Klettersteige in den Dolomiten etwas anders abgesichert, aber dazu später mehr.

Da die Überschreitung im Vorjahr wetterbedingt nicht geklappt hatte, sollte also auf der diesjährigen Hüttentour ein neuer Versuch gestartet werden. Und auch wenn der Gipfelbereich von der Kaltfront leicht mit Schnee bedeckt war, waren die Wetterverhältnisse dieses Jahr um einiges besser als im Vorjahr. Gute Voraussetzungen also. 

Nach einer Erholsamen ersten Nacht auf der Grasleitenhütte machten wir uns also, mit einem ausgibigen Frühstück im Bauch, auf zum Einstieg des Westanstiegs unweit der Grasleitenpasshütte. Der Bergweg startet von der Hütte aus erstmal moderat bis in den Grasleitenkessel an. Ein guter Start um sich, vor dem steileren Anstieg hinauf zum Pass, etwas warmzulaufen. Dabei hat man den Antermoiakogel ( 2900 m ) und den Seekogel ( 2811 m ) stetig im Blick. Der Kesselkogel gesellt sich erst etwas später dazu.

Grasleitenhütte im Grasleitental
drahtseilversicherter Abschnitt
Wegweiser im Grasleitenkessel

Schnell kommen die Felswände immer näher und schon bald ragen sie haushoch vor einem auf. Der Weg ist zunächst bestens markiert und schlängelt sich durch die Felsen hindurch. Wenig später weitet sich der Kessel wieder etwas und der Weg, bzw. besser gesagt die “vielen Wege” führen über eine lange Schotterpiste in Serpentinen bergauf. Bleibt man mal kurz stehen um etwas durchzuatmen, genießt man ein herrliches Bergpanorama mit den Grasleitenspitzen und dem Malignon Pass, von wo aus man weiter zur Tierser Alpe, zum Schlern oder gar zur Seiser Alm gelangt.

Unser Weg verläuft aber auf der gegenüberliegenden Kesselseite hinauf zum Pass auf 2601 Meter Höhe. Hier verläuft die Grenze zwischen den italienischen Provinzen Südtirol und Trentino. Vorbei an der wunderbar gelegenen Grasleitenpasshütte blickt man in südlicher Richtung ins das Vajolettal. Ein faszinierender Anblick an dem man sich kaum sattsehen kann. Nach knapp 500 Höhenmetern hat man sich dann hier schonmal eine kurze Rast verdient.

Etwas später heißt es dann, die benötigte Klettersteig-Ausrüstung anzulegen. Die ersten Kesselkogel-Bezwinger befinden sich schon wieder auf dem Abstieg und berichten bereitwillig von den Verhältnissen oben am Grat. In den meisten Tourenbeschreibungen wird die Kesselkogel-Überschreitung von Ost nach West empfohlen oder beschreiben. Ich persönlich finde aber die Tour andersherum viel besser. 

Antermoiakogel, Seekogel und Kesselkogel ( v.l.n.r. )
Grasleitenpasshütte
Blick ins Vajolettal

Ein kurzer gerölllastieger Anstieg muss noch bis an die Felswand bezwungen werden und dann kann es mit der Via Ferrata auch endlich los gehen. Da wir ja auf einer 6 tägigen Hüttentour durch den Rosengarten unterwegs sind, haben wir natürlich etwas mehr in unseren Rucksäcken dabei als die normalen Klettersteig-Geher. Und die schweren und vollgestopften Rucksäcke machen ein kurzes überhängendes Felsband schon gleich zu Beginn zu einer Herausforderung. Das war dann aber bis hinauf zum Gipfel auch schon die kniffeligste Stelle abgesehen vom Grat.

Der Aufstieg über die Westflanke folgt einem langen Band, welches gut sichtbar durch die Felswand des Kesselkogel verläuft. Wie am Anfang schonmal kurz erwähnt, sind die Klettersteige in den Dolomiten etwas anders abgesichert als anderswo in den Alpen. Mancherorts findet sich nämlich ein fast durchgängiges Drahtseil von unten bis nach oben auf den Berg. Nicht so hier am Kesselkogel und bei anderen Klettersteigen in der Region. Da hat es auch immer wieder leichtere Gehpassagen die eben nicht durchweg versichert sind.

Nichts desto Trotz ist der Auf- wie auch später der Abstieg am Kesselkogel keine große Herausforderung. Wer geübt ist würde meistens sogar ganz auf die Sicherung verzichten. Aber warum nicht nutzen, wenn die Drahtseile schonmal da sind?! Sicherheit geht eben doch vor. Gut gesichert geht es also über das lange Band weiter hinauf. Mithilfe einer kleinen Leiter wechselt man vom einen auf das andere Band. Aus- und Tiefblicke sind während dem Aufstieg garantiert. 

Einstieg am Kesselkogel-Klettersteig
Felsbändern und Leitern wechseln sich ab
Am Nordgrat

Nach gut der Hälfte im Aufstieg wechselt die Richtung und es folgt eine kurze etwas steilere Felsstufe. Das ist klettertechnisch, neben dem Einstieg, die “schwierigste” Stelle während der gesamten Überschreitung. Es folgen weitere Gehpassagen und kurze versicherte Abschnitte. Nach gut anderthalb Stunden steht man dann am Nordgrat, von wo aus man normalerweise einen tollen Blick ins Antermoiatal hat. Kurz bevor wir jedoch den Grat erreichten, meinte es der Wettergott nicht mehr ganz so gut mit uns und der zu Beginn blaue Himmel zog nach und nach zu.

Gelegentlich konnte man jedoch einen Blick ins Tal und auf unsere zweite Unterkunft der Hüttentour werfen. Die Rede ist von der Antermioahütte welche nur unweit des Antermioasee, am Ende des kleinen Tals, liegt. Bevor wir dort jedoch hingelangten, musste der Grat und der Abstieg über die Ostsseite bewältigt werden. Über den Nordgrat geht es dann in südlicher Richtung hinüber zum Gipfelkreuz. Hier bietet sich einem normalerweise ein grandioser Blick auf den gesamten Rosengarten und darüber hinaus.

Schnell noch ein Foto am Gipfelkreuz geschossen und sogleich geht es auch schon auf den Abstieg. Vom Gipfelkreuz aus hält man sich noch ein wenig südwärts um dann zum ebenfalls gut gesicherten Steig in der Ostflanke zu gelangen. Auch hier macht das “Klettern” richtig Spaß und man kann die Felsstruktur sehr gut nutzen um Meter für Meter weiter nach unten zu gelangen. Es folgen einige Leitern, Felsbänder und zwischen drin immer wieder Gehpassagen über Geröllfelder.

Alle zusammen glücklich am Gipfelkreuz
Blick ins Antermoiatal
Kletterpassage im Abstieg

Hat man gut zweidrittel des Abstieg geschafft, steht man auf einem kurzen Verbindungsstück zum vorgelagerten Teil des Kesselkogels. Auch hier folgt zunächst eine längere Gehpassage gefolgt von zwei kürzeren versicherten Klettersteig-Abschnitten. Und dann ist es auch schon geschafft. Man trifft auf den Weg ( 585 ), welcher vom Antermoiapass hinab ins gleichnamige Tal führt.

Zur Linken ragen der Antermioakogel ( 2900 m ) und die Croda del Lago ( 2806 m ) weit über dem Tal auf. Der Talkessel hat etwas von einer Mondlandschaft. Nur wenige Gehminuten sind es nun noch bis zum schönen Antermioasee. Auf dem Weg dorthin sollte man sich mal umdrehen und den Blick auf den Kesselkogel richten. Man erkennt sehr gut, wo der Klettersteig verläuft.

Vom See aus sind es dann nur noch wenige Minuten hinüber zum Rifugio Antermoia. Diese wunderbare Schutzhütte der S.A.T. ( Società Alpinisti Tridentini ) liegt auf 2496 Metern. Erst kürzlich ( 2017 ) wurde die Hütte komplett erneuert und bietet seit dem 60 Übernachtungsplätze in mehreren Zimmern und Lagern. Die ursprüngliche Hütte wurde 1911 von der Sektion Fassa des D.Ö.A.V. ( Deutsch-Österreichischer Alpenverein ) erbaut. Ein guter Platz für einen gemütlichen Hüttenabend und Ausgangspunkt für den folgenden Tag.

der Weg ins Antermoiatal
kurz vorm Antermoiasee
Rifugio Antermoia ( Antermoiahütte )

Tourinfo

Schwierigkeit

schwer

Streckenlänge

8,9 km

Dauer

6,5 Std

Aufstieg

912 m

Abstieg

567 m

GPS Download

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