Das Walmendinger Horn ist ein 1990 Meter hoher Berg der Allgäuer Alpen im Österreichischen Vorarlberg. Vom Kleinwalsertal aus ist es sehr gut zu erreichen und der leichteste Weg hinauf ist sicher die Fahrt mit der Walmendingerhornbahn. Aber leicht kann ja jeder. Es gibt mehrere Möglichkeiten zu Fuß auf den Berg zu gelangen. Der “normale Wanderweg” von Mittelberg im Kleinwalsertal aus verläuft meist auf befestigten und breiten Wanderwegen hinauf zum Gipfel. Dieser Weg ist auch für nicht ganz so geübte Bergwanderer gut zu bewältigen.

Eine weitere Möglichkeit des Aufstieg bietet sich bei einer Tour aus dem wunderschönen Schwarzwassertal. Oder man nutzt die etwas anspruchsvollere Variante über den Heuberggrat. Hierzu hatten wir im Vorfeld viel im Internet recherchiert und unterschiedliche Aussagen über die Ansprüche dieser Tour gelesen. Da ist bei manchem die Rede von einer “lockeren Feierabendrunde” oder “an ein bis zwei Stellen müsse man die Hände aus den Hosentaschen nehmen“. Solche Aussagen verleiten natürlich dazu, von einer vermeintlich leichten Tour auszugehen.

Für geübte Kraxler und Bergwanderer ist es sicher auch eher eine leichte Tour, aber wie man Anhand der Schulklasse im Jahr 2022 gesehen hat, ist es das eben nicht für alle und schon gar nicht für acht Lehrer & Betreuer mit 99 Schülern. Diese mussten nämlich damals alle, auf Grund diverser Umstände, in einer Aufwendigen Aktion mit vielen Helfern vom Heuberggrat gerettet werden. Angesichts dieser Tatsache entschieden wir uns im Vorfeld bei der DAV Sektion Oberstdorf nachzufragen, welche Voraussetzungen und Ausrüstung es für diese Tour wirklich braucht. Die Rede ist nämlich häufig von Kletterausrüstung und die hatten wir natürlich nicht dabei.

Kirche in Mittelberg im Kleinwalsertal
Blick auf den Bärenkopf
Zaferna-Alp und Zafernahütte mit Blick Richtung Oberstdorf

Die Aussage von der Sektion Oberstdorf war übrigens folgende: “Geübte Bergwanderer benötigen keine Kletterausrüstung für den Heuberggrat. Dieser kann aber, auf Grund der Jahreszeit und dem Wetter der letzten Tage, noch nass sein und den teils schmalen Gratweg sehr rutschig machen“. Diese Aussage reichte uns, um auch ohne Kletterausrüstung das Unterfangen zu wagen. Aber Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Würde man als Tourenleiter eine Gruppe dort führen wollen, empfiehlt es sich sicher an der ein oder anderen Stelle unsichere Teilnehmer mit einem Kletterseil zusätzlich zu sichern.

Los ging es also für uns vom Parkplatz an der Walmendingerhornbahn zunächst einmal in den Ort selber hinein. Vorbei an der schicken St. Jodok Kirche und via Schützabühl Straße direkt zum Einstieg des Wanderwegs in unmittelbarer Nähe zum Naturhotel Lärchenhof. Über die befestigten Fahrstraßen gelangt man schnell hinauf zur Sonna-Alp und der Bergstation des Zaferna-Sessellifts. Hier war am morgen schon gut Betrieb da viele den Lift für die ersten Höhenmeter nutzten. Und obwohl man erst 200 Höhenmeter aufgestiegen ist, ist die Aussicht auf die umliegende Berglandschaft schon jetzt ziemlich beeindruckend.

Bärenkopf (2083 m), Kleiner- und Großer Widderstein (2533 m), Oberstdorfer Hammerspitze (2259 m), Kanzelwand (2059 m) und Fellhorn (2038 m) sind dabei schon bekannte Berge die bei bestem Wetter gut auszumachen sind. Oberhalb der Zaferna-Alp geht es auf einer Höhe von 1400 Metern dem Wald entgegen und man folgt dem Forstweg in nord-östlicher Richtung auf Hirschegg zu. Gut 1,5 Kilometer sind es noch bis zum unscheinbaren Abzweig auf den Heuberggrat.

Blick über Hirschegg hinweg Richtung Oberstdorf
schmaler Pfad durch einen urwaldartigen Wald
Hinweisschild - Achtung! Alpiner Steig

Oberhalb einer kleinen Skipiste, bzw. Almwiese im Sommer, zweigt ein Unscheinbarer Pfad links in die Wieser oberhalb des breiten Weges ab. Auf der anderen Seite schweift der Blick hinab nach Hirschegg und weiter bis zu den Oberstdorfer Hausbergen Rubihorn und Nebelhorn. Ab dem Waldrand lässt sich der Weg gut erkennen und es geht nun wieder etwas steiler bergauf. Der Wald hat hier zunächst etwas urwaldartiges. Es folgen im Wechsel immer wieder mal mehr und mal weniger bewaldete Abschnitte. Alles in allem gibt es aber zunächst keine großartigen Aussichten, da der Bewuchs mit Nadelbäumen doch zu dicht ist.

Nach wenigen hundert Metern folgt dann der erste schwerer Abschnitt. Eine Hinweistafel warnt hier vor den Gefahren eines Alpinen Steigs. Denn ab hier gibt es immer wieder Abschnitte mit Kletterpassagen. Es gilt einen schätzungsweise 30 Meter hohen Hügel zu erklimmen. Hier bedarf es dann ab und an schon mal der Hände um sich fortzubewegen. Die Stufen sind hier größtenteils sehr erdig und auf Grund der Nässe im Boden ist es noch etwas schmierig. Der Weg ist jetzt im Herbst gut zugewachsen und von etwas weiter Weg, kaum auszumachen. 

Hat man den Anstieg bewältigt wird das Gelände zunächst wieder flacher und die Aussicht wird zunehmend besser und man hat hin und wieder die Möglichkeit, eine Blick auf den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau werfen zu können. Der 2230 Meter hohe Berg der Walsertaler Berge ist dank seines Markanten Gipfels sehr gut auszumachen. Ein lohnenswerter Berg der ab sofort auch auf meiner To-Do-Liste steht. Zwischen dem Heuberggrat und dem Hohen Ifen liegt das Schwarzwassertal, welches auch zunehmend mehr ins Blickfeld gelangt.

Anstieg zum Heuberggipfel
Blick Richtung Oberstdorf im Norden
Blick auf Hohen Ifen und Gottesacker

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gifpel des Heubergs, auf einer Höhe von 1795 Metern. Ein Gipfelkreuz sucht man hier vergebens. Wir haben den Punkt auch nur dank GPS ausfindig machen können. Während man auf dem Weg dorthin ist, kommt das Walmendinger Horn mehr und mehr ins Bild. Im Gipfelbereich bietet sich eine Rast an und man kann die absolute Stille genießen, bevor es zurück ins Getümmel geht. Und eine Pause macht auch aus dem Grund Sinn, da im weiteren Verlauf der spannende Wegabschnitt vor einem liegt.

Der folgende Abschnitt bis unter der Walmendingerhornbahn hindurch ist von ständigem Auf und Ab auf schmalen Pfaden geprägt und zwei kurze Kletterstellen im Aufstieg wollen bewältigt werden. Die Blicke hinab in die beiden Täler links und rechts des Grats sind einfach grandios. Zur linken Seite ist der Berg übersäht mit Lawinenverbauungen und auf der anderen Seite fällt der Grad etwas steiler ab. Im Großen Ganzen ist der Weg mal mehr und mal weniger zugewachsen und führt über diverse Wurzelpassagen.

Hat man da einen Schlechtwetter-Tag erwischt und das Profil der Bergstiefel ist voll mit Dreck, kann so ein Wegabschnitt noch deutlich herausfordernder sein. Bei bestem Spätherbst-Wetter war das jedoch gar kein Problem und der Weg ließ sich hervorragend laufen. Genuss-Bergwandern pur! Anders kann man es einfach nicht sagen. Ungefähr auf Höhe der Oberen Walmdinger Alpe folgt dann die erste richtige Kletterpassage. Dank griffigem Fels und der ein oder anderen dicken Wurzel hat man die Höhenmeter schnell überwunden.

Blick auf das Walmendinger Horn
traumhafter Blick ins Schwarzwassertal
Gratweg mit Ausblick

Mittlerweile befindet man sich fast direkt über dem Ausgangspunkt in Mittelberg und genießt einen grandiosen Blick hinab ins Tal. Direkt über dem Ort thronen neben dem Fellhorn (2038 m) und der Kanzelwand (2059 m) noch weitere Gipfel. Darunter z.B. Walser- (2170 m) und Oberstdorfer Hammerspitze (2260 m) und die Hochfrottspitze (2649 m). Etwas weiter hinter den ersten Bergen ist auch der Hochvogel (2592 m) gut zu erkennen.

Bevor man dann den Stützpfeiler der Walmendingerhornbahn erreicht, an dem man übrigens direkt vorbei läuft, gilt es noch ein paar kniffligere Stellen zu bewältigen. Dabei geht es manchmal auf schmalem Pfad mehr oder weniger steil abwärts und danach auch wieder aufwärts. Alles in allem ist es aber nicht schwerer, wie auch schon die ersten Abschnitte auf dem Grat. Den Menschen in den Gondeln der Bergbahn kann man vom Weg aus zuwinken bzw. gefühlt fast die Hand reichen, während sie nur knapp über dem eigenen Kopf hinwegschweben. Näher kann man der Gondel wohl nur bei einer Fahrt darin kommen.

Das Ende des Heuberggrats ist quasi fast schon in Sicht und trifft nur unweit des Stützpfeilers auf den Wanderweg, welcher vom Schwarzwassertal heraufführt. Hier ist man dann, zumindest bei gutem Wetter, nicht mehr alleine unterwegs zum Gipfel. Denn nicht alle nehmen die Bergbahn um hinauf zu gelangen. Vom Einstieg auf den Grat bis zum Ende sind es fast genau 3 Kilometer. 3 Kilometer die echt mega viel Spaß gemacht haben und über dessen Wegverlauf man sich im Vorfeld vermutlich etwas zu sehr hat verunsichern lassen. 

kurze Kraxelei am Heuberggrat
Das Ziel des Tages, das Walmendinger Horn
Gondel der Walmendingerhornbahn zwischen den Bäumen

Einfach mal was schönes machen, heißt es doch so schön. Warum also nicht mal eine Gratwanderung unternehmen. Aber vorsichtig sollte man trotzdem sein, seine Grenzen kennen und die Gefahren solch einer Tour auf gar keinen Fall unterschätzen. Wenn man ein ungutes Gefühl bei der Sache hat oder soetwas noch nie gemacht hat, lieber jemanden mitnehmen der sich vor Ort auskennt, oder einen sicherern Weg wählen. 

Nach dem man den anderen Wanderweg erreicht hat, gelangt man über einen kurzen Anstieg hinauf zu einem breiten geschotterten Fahrweg, welcher hinauf zur Bergstation der Walmendingerhornbahn führt. Der kurze aber steile Anstieg hat es nochmal in sich. Aber schon bald erreicht man die gut besuchte Terrasse der Gifpel Stuba. Wir schleichen uns schnell vorbei und steigen auf zum Gipfelkreuz, da zu diesem Zeitpunkt kaum jemand oben war. Der Ausblick von hier oben ist grandios und man versteht sehr gut, warum der Berg bei vielen so beliebt ist. 

Wer nicht gut zu Fuß ist nutzt die Bahn und kann danach trotzdem das herrliche Bergpanorama genießen. Und wer selbst hierauf aufgestiegen ist, hat sich den Ausblick definitiv verdient. Ich selbst konnte sogar, dank der App PeakFinder, ein paar Liechtensteiner Berge ausmachen, in denen ich kurz zuvor noch eine Hüttentour gemacht hatte. Nach einer kurzen Stärkung und einem kühlen Radler auf der sonnigen Terrasse ging es für uns dann aus Zeitgründen mit der Gondel zurück ins Tal wo eine tolle Bergtour für uns an diesem Tag zu ende ging. 

Blick auf Mittelberg und die Bergkette mit Fellhorn und Kanzelwand
Wanderweg vom Schwarzwassertal
Blick vom Walmendinger Horn auf den gesamten Heuberggrat

Tourinfo

Schwierigkeit

schwer

Streckenlänge

7,9 km

Dauer

4 Std

Aufstieg

894 m

Abstieg

881 m

GPS Download

See You on the Outside - via Heuberggrat aufs Walmendinger Horn  GPX

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Höhengewinn: Keine Daten
Höhenverlust: Keine Daten
Dauer: Keine Daten