Die zweite Nacht im Rosengarten war noch erholsamer als die Erste auf der Grasleitenhütte. Und das, obwohl die Antermoiahütte gut besucht war. Allerdings lag es wohl an der Kesselkogel-Überschreitung vom Vortag. Dort erreichten wir den höchsten Punkt mit über 3000 Metern und stiegen danach wieder einige hundert Höhenmeter ab. Somit ist der Puls am Abend wieder deutlich niedriger und man schläft erholsamer.

Nach einem grandiosen Sonnenaufgang am Passo di Dona mit Blick auf Piz Boè ( 3152 m ) und Marmolata ( 3343 m ) unweit der Schutzhütte und einem ausgiebigen Frühstück ging es dann ganz entspannt los, zurück ins Antermioatal. Vorbei am Antermoiasee folgt man zunächst dem Weg, welchen man am Vortag schon andersherum gelaufen ist. So kann man, bei immer besser werdendem Wetter, den Anblick im Tal mit den umgebenden Gipfeln nochmal genießen. Es gibt schlechtere Starts in einen Tag.

Ohne groß Höhenmeter zu bezwingen geht es allmählich auf den Antermioapass ( 2770 m ) zu. Schon von weitem kann man den Anstieg, den es in Kürze zu bewältigen gilt, in Augenschein nehmen. Bis an den Fuß des Kesselkogel ( 3004 m ) heran bleibt das Geläuf aber zunächst weiterhin fast flach. Und hinauf zum höchsten Punkt am Pass sind es dann auch nur etwa 270 Höhenmeter. Im Vergleich zu den Höhenmetern der beiden Tage zuvor quasi nichts. Aber in der Ruhe liegt die Kraft, denn es folgt noch ein weiterer und längere Anstieg.

Sonnenaufgang am Passo di Dona
Vorbei am Antermoiasee
Schnee am Antermioapass

Während wir uns unseren ersten wärmenden Kleidungsstücken für den Anstieg entledigen, zieht eine größere Gruppe mit Bergführern an uns vorbei und schlängelt sich die Serpentinen zum Pass hinauf. Je höher man gelangt, desto mehr Schnee liegt hier im schattigen Bereich. An manch steilerer Stelle muss man schon schauen wo man hintritt. Aber alles in allem lässt sich der Anstieg gut bewältigen.

An manch haushohen Felsblöcken vorbei geht es Meter um Meter weiter aufwärts zum höchsten Punkt des Passes auf 2770 Metern. Ein kleiner Wegweiser mit Gebetsfahnen markiert die Passhöhe, von der aus man einen grandiosen Blick zurück ins Antermioatal sowie zur anderen Seite ins Vajolettal und drüber hinaus hat. Einige Quellwolken hängen um die Vajolettürme und die Rosengartenspitze, ansonsten überwiegt zunehmend die Farbe blau am Himmel.

Zur linken zweigt ein Weg hinauf zur Cima di Laussa ( 2876 m ) sowie zur Cima Scalieret ( 2887 m ) ab. Für uns geht es aber hinab zur Grasleitenpasshütte, an der wir am Vortag schon kurz Halt gemacht haben um danach den Aufstieg zum Kesselkogel anzugehen. Etwas mehr als eine halbe Stunde benötigt man für den Abstieg. Und da das Tagesziel schon fast in Sicht ist, gönnten wir uns hier eine ausgiebige Mittagspause mit gutem Essen und einem leckeren Radler.

Blick vom Antermioapass zu den Vajolettürmen
Blick vom Grasleitenpass hinab ins Vajolettal
Blick aus dem Vajollettal zurück zum Kesselkogel

Den folgenden Abstieg zur Vajolethütte habe ich im Vorjahr schonmal bei winterlichen Bedingungen gemeistert. Das war deutlich anstrengender als bei bestem Sonnenschein in diesem Jahr. Schnell verliert man hier an Höhe. Allerdings hat man immer im Hinterkopf, dass der Anstieg zur Gartlhütte ja auch noch gemeistert werden will. Etwa 3,5 Kilometer folgt man dem Weg hinab. Kaum auffalend biegt dann ein schmaler Pfad rechtsseitig ab, dem man am Fuße der Vajolettürme entlang folgt.

Hier gilt es eine längeres Geröllfeld zu Queren. Man könnte auch auf dem Bergwanderweg hinab zur Vajolethütte laufen und von dort den Anstieg unterhalb der Materialseilbahn angehen. Allerdings spart man sich so ein paar Mezter im Aufstieg. Warum also nicht den Weg des geringeren Wiederstands nehmen?!

Ab jetzt gilt es wieder Höhenmeter sammeln. Schnell kommen die ersten mit Drahtseilen versicherten Abschnitte ins Blickfeld. Ein Klettersteigset benötigt man hier nicht, jedoch können Handschuhe nicht schaden. Schnell bin ich in meinem Element. Man muss Hände und Füße zur Fortbewegung nutzen und trottet nicht einfach einen Bergpfad hinauf. Bis zu 67 % Neigung zeigt mir das Garmin bei der Auswertung an. So macht das Spaß. Seilfreies Klettern!

Blick auf Vajolet- und Preushütte
Querung des Geröllfelds
Kirstin im Aufsteig

Während man im steilen Aufstieg immer mal wieder kurz stehen bleibt um durchzuschnaufen, genießt man zu Beginn einen tollen Blick auf die beiden nah beieinander liegenden Schutzhütten. Das Rifugio Vajolet und die Preusshütte liegen beide auf einem Felssporn ( Porte Neigre )  inmitten des Vajolettals. Ein toller Anblick. Je höher man gelangt bleibt allerdings nur noch der Blick auf den Unterstand der Materialseilbahn.

Knapp 300 Höhenmeter später erreicht man dann die Gartlhütte auf 2621 Metern im sogenannten Gartl am Fuß der atemberaubenden Vajolettürme ( 2821 m ) liegend. 1929 wurde hier die erste Schutzhütte erbaut. Wie auf Wikipedia zu lesen ist, wurde das Rifugio Re Alberto I. 1933 vom bekannten Bergsteiger Tita Piaz erworben und erweitert. Da er dem belgischen König Albert I. als Bergführer diente, benannte er die Schutzhütte nach ihm.

Insgesamt bietet die Hütte im heutigen Zustand 60 Betten verteilt auf mehrere Zimmer und ist ein beliebter Stützpunkt für Klettertouren in den umliegenden Bergen, allen voran an den Vajolettürmen und der Rosengartenspitze ( 2981 m ). Das Rifugio liegt gerade noch auf dem Tierser Gebiet in Südtirol. Die zu Beginn des Aufstiegs passierte Vajolethütte liegt bereits in der italienischen Provinz Trentino.

Martin und Frank in einer steilen Passage
Tagesziel an den Vajolettürmen erreicht
Vajolettürme und Gartlhütte

Was ist das für ein Anblick? Da es wenige Tage zuvor geregnet hat, fand sich wenige Meter von der Schutzhütte entfernt ein kleiner See, welcher wohl meist in den Sommermonaten kaum noch existent ist. Da würde ich wohl sagen: Glück gehabt! Und so ensteht ein atemberaubendes Bild der Gartlhütte mit den hoch aufragenden Vajolettürmen ( Delago, Staebler & Winkler ) im Hintergrund sowie dem tiefblauen Himmel.

An den Felstürmen finden sich übrigens legendäre Klassiker der alpinen Kletterei. Mir als Kletterer jucken da gleich die Finger und man will am liebsten sofort losklettern. Das muss aber bis zu meinem nächsten Besuch warten. Und da man auf der Schutzhütte  so herzlich willkommen geheißen wird, gibt es nicht viel zu überlegen ob man wiederkommt. Die Frage bleibt eher wann. Ich hoffe das lässt nicht ganz so lange auf sich warten.

Bevor man sich inam Abend in die Hütte zurück zieht, sollte man die Umgebung noch etwas erkunden. Am Laurinspass am Fuß der 2831 Meter hohen König Laurin Wand, welche driekt hinter der Gartlhütte hoch aufragt, hat man einen grandiosen Blick über Tiers hinweg bis nach Bozen und die umgebenden Berge. So kann man den perfekten Tag in den Bergen ausklingen lassen.

Tourinfo

Schwierigkeit

schwer

Streckenlänge

6,8 km

Dauer

3,5 Std

Aufstieg

565 m

Abstieg

473 m

GPS Download

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