Bei winterlichen Bedingungen im Herbst des Vorjahres konnte ich den Rotwand-Klettersteig schonmal begehen. Dieses Jahr waren die Bedingungen das absolute Gegenteil und so bot sich die Begehung beider Steige zusammen, bei strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen am Nachmittag, an.
Ausgangspunkt für den kletterreichen Tag war das Rifugio Roda di Vaél. Die Schutzhütte, im Besitz der S.A.T. ( Società Alpinisti Tridentini ), liegt auf dem Ciampaz-Sattel auf 2283 Metern direkt am Fuß der namensgebenden Rotwand. Von hier aus folgt man den Wegen 541 und 551 hinauf zum Vajolon-Pass. Dabei erhebt sich die Rotwand sowie der Fensterlturm ( Torre Finestra ) sehenswert auf der linken Seite.
Drahtseilversicherte Abschnitte ( B ) wechseln immer wieder mit kurzen ungesicherten Gehpassagen in leichtem Gelände. Gut 1 Stunde benötigt man hinauf bis zum Gipfelkreuz. Die Aus- und Tiefblicke sind dabei spektakulär auf die umgebende Bergwelt. Gut zu erkennen sind die Tscheiner-Spitze, die Rosengartenspitze und der breite Kesselkogel, das Dach des Rosengartens.
Das Gipfelplateau bietet sich für eine kurze Rast perfekt an und während man sich etwas stärkt, lässt man den Blick schweifen und genießt das grandiose 360 Grad Panorama. Es folgt ein steiler Abstieg hinein in einen Kessel mit coolem kurzen Klettersteig zwischen Rotwand und Fensterlturm.
Etwas mehr als 100 Höhenmeter geht es auf dem Pfad erst einmal hinab. Der Blick auf die Rotwandhütte ist auch von hier aus grandios. An der nächsten Weggabelung hält man sich rechts und folgt dem Weg hinüber zum Einstieg des Masaré–Klettersteig. Nach einer weiteren kurzen Stärkung geht es dann auch schon weiter auf den zweiten Klettersteig des Tages.
Schon auf den ersten Metern macht der Klettersteig viel Spaß. Der Streckenverlauf, der griffige Fels, der Ausblick. Einfach ein perfekter Mix. Und das Feeling ändert sich bis zum Ausstieg nicht mehr. Hier kommt man voll auf seine Kosten. Die Klettertechnischen Highlights bestehen aus Bändern, einem coolen Kamin und beeindruckenden Felstürmen. Dabei wechselt das Gelände immer zwischen steileren Aufstiegen und etwas flacheren Querungen.
Wenig später erreicht man einen ersten kleinen Zwischenausstiegs und das hier flachere Gelände bietet sich für eine kurze Rast an. Hat man sich kurz ausgeruht, gestärkt und etwas die Sonne genossen, geht es auch schon auf einer kurzen Gehpassage weiter zu den Torre de le Stries ( 2607 m ). Am Fuß der Felstürme verläuft der Klettersteig über ein breiteres Band. Zuvor muss man jedoch noch etwas absteigen.
Und wieder geht es hinein in den nächsten genialen Abschnitt. Über Leitersprossen gelangt man 6 bis 8 Meter hinauf, über einen kleinen Kamm auf der anderen Seite wieder hinab und weiter hinüber zum beeindruckenden Kamin, durch den sich der Klettersteig schlängelt. Hier kann es sich bei Gegenverkehr etwas stauen, aber es gibt schlechtere Plätze für einen Stau. Muss man kurz warten, nutzt man einfach die Zeit um auf die atemberaubende Bergwelt zu blicken.
Nach einem weitere kurzen Gehgelände folgt die letzte leichte Querung auf der westlichen Seite des Kamms und verläuft um den letzten Turm herum bis zu einem verwitterten Wegweiser mit der Aufschrift “Rif. Roda de Vael – 30 Min“. 30 Minuten sind für den felsigen Abstieg aber sehr sportlich angesetzt. Wir benötigten gut 45 Minuten bis zum Ausgangspunkt an der Rotwandhütte.
Wie schon zu Beginn der Tour finden sich auch hier wieder jede Menge Edelweiß und Enzian am Wegesrand. Haushoch sind teilweise die Felsblöcke an denen man vorbeikommt. Auch der Abstieg lohnt sich sehr und gibt zunehmend den Blick nochmal auf den kompletter Verlauf des Klettersteigs inklusive Wiesenkarr und Fensterlturm frei. Ein grandioses Bergerlebnis geht nach gut 6,5 Stunden bei kühlen Getränken und einem ausgiebigem Abendessen zu Ende.
Tourinfo
Schwierigkeit
Streckenlänge
Dauer
Aufstieg
Abstieg
GPS Download
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