Geht wandern haben Sie gesagt, auf den Einödsberg haben Sie gesagt…. Aber nein, das hat niemand wirklich zu uns gesagt. Wir hätten uns allerdings vor der Bergwanderung auf den Einödsberg nur etwas mehr Informationen einholen sollen. Ein schöne Tour steht und fällt nun mal mit einer guten Tourenplanung. Aber auch so wurde es zu einer wirklich erlebnisreichen Bergwanderung mit Lernpotenzial. So viel sei jetzt schon mal verraten.

In einigen Wanderführern hatten wir schon vom malerisch gelegenen Einödsbach, einem Ortsteil des Marktes Oberstdorf im Landkreis Oberallgäu, gehört bzw. gelesen. Einödsbach liegt am Talschluss des Stillachtals und ist der südlichste ganzjährig bewohnte Ort Deutschlands. Es besteht aus 3 Häusern sowie der schönen kleinen St. Katarina Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Zusammen mit den Gipfeln des Allgäuer Hauptkamms ist der Ort ein beliebtes Fotomotiv.

Ein guter Ausgangspunkt für Touren im Stillachtal ist der Wanderparkplatz gegenüber der Fellhornbahn. Von Oberstdorf aus kommend hält man sich an die Beschilderung Richtung Heini-Klopfer-Skiflugschanze an der Birgsauer Straße. Hat man die beeindruckende und zugleich angsteinflößende Skiflug-Anlage passiert erreicht man wenig später den geräumigen Parkplatz. Und dann kann es auch schon losgehen mit der Wanderung.

Hinein ins Stillachtal
Wendelin Kapelle im Stillachtal
Einödsbach in Sicht

Vorbei an einzelnen Höfen führt der zunächst breite Schotterweg hinein ins Stillachtal. Man genießt das Bergpanorama während man sich dem Landhaus Anatswald nähert. Wenig später passiert man noch Birgsau und die Alpe Eschbach. Zwischen beiden Orten liegt die kleine weiße Wendelins-Kapelle inmitten des Tals. Den leichten Anstieg hat man bislang kaum wahrgenommen. Dies ändert sich aber sobald man die Waldgrenze erreicht hat.

Bis hier hin könnte man auch den Bus nehmen. Dann blieb einem zwar der ein oder andere Kilometer erspart, aber die schöne Wanderung zum Einlaufen hätte man auch versäumt.  Für uns war klar, zu Fuß ist bei schönem Wetter definitiv die bessere Wahl. Im Wald steig dann der Weg etwas steiler an, ist aber zu jederzeit noch gut zu laufen, da der Weg auch als Versorgungsstraße für Einödsbach dient.

Nach etwas mehr als 4 Kilometern erreicht man dann den kleinen Ort, nur einen Steinwurf entfernt von der deutsch-österreichischen Staatsgrenze. Hier finden sich noch der gleichnamige Gasthof, ein landwirtschaftliches Anwesen und die zu Beginn schon erwähnte St. Katarina Kapelle. Im Hintergrund drängen sich in östlicher Richtung die Trettachspitze ( 2595 m ) und die Mädelegabel ( 2643 m ) unweigerlich ins Bild. Ein atmeberaubendes Bergpanorama.

St. Katarina Kapelle in Einödsbach
Blick in Rappenalptal
schmaler Bergpfad im Anstieg

Von Einödsbach aus kann man in unterschiedliche Richtungen weiter wandern. Option 1: man nimmt den selben Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt. Option 2: man folgt dem Bergweg ins Bacherlochtal, weiter zum Waltenbergerhaus auf 2085 Metern oder noch zu einem der umgebenden Gipfel. Option 3: Von Einödsbach aus in südlicher Richtung hinein ins Rappenalptal, zur Mindelheimer Hütte, zur Rappenseehütte oder zum Haldenwanger Eck, dem südlichsten Punkt Deutschlands.

Wir entschieden uns für Option 4: eine Überschreitung des Einödsberg. Mit 1589 Metern im Allgäu eher ein Hügel als ein Berg, so zumindest unsere Annahme. Nach dieser Überschreitung waren wir deutlich schlauer und in unseren weiteren Recherchen ergab sich, dass eine Tour auf oder über diesen “Berg” als mittelschwere bis schwere Bergtour angegeben ist. Hätten wir das vorher gewusst, wäre unsere Wahl wahrscheinlich anders ausgefallen.

Denn, wir waren ja im ersten Bergurlaub mit unserem 3 Monate alten Sohn. Im Nachhinein betrachtet war die Tour schon etwas zu anspruchsvoll. Nicht für uns, aber mit einem Säugling in der Manduka-Trage auf jeden Fall. Denn das Geläuf hinauf und wieder runter war Stellenweise ohne Kind schon anspruchsvoll. Schmale und steile Bergpfade die jegliche Aufmerksamkeit abverlangen. Ein falscher Tritt und ein Sturz mit schweren Verletzungen sind höchstwahrscheinlich.

Blick in Bacherlochtal mit Trettachspitze und Mädelegabel
Hintere Einösbergalpe
am kleinen Holzkreuz

Etwas oberhalb von Einödsbach zweigt linksseitig ein kaum sichtbarer Pfad über ein kurzes Wiesenstück direkt in den Hang ab. Zu Beginn steigt der schmale Pfad, bei dem wirklich nur zwei Füße nebeneinander passen, noch recht gemächlich an. Dabei hat man einen grandiosen Blick hinein ins Rappenalptal. Alpgundkopf ( 2176 m ) und Griesgundkopf ( 2162 m ) ragen unübersehbar, beim Übergang vom Stillachtal zum Rappenalptal, vor einem auf.

Bis zu 58 % Neigung zeigt mir das GPS Gerät an den steilsten Abschnitten an. Auf halbem Weg haben wir zumindest über eine Umkehr nachgedacht, entschieden uns aber weiterzugehen, da laut Karte der Abstieg über einen befestigten Weg verlaufen soll. Und zumindest hier war es die richtige Entscheidung. Nach einem knackigen Anstieg erreicht man eine kleine Anhöhe zwischen Einödsberg und Spätengundkopf ( 1991 m ). Hier finden sich die Gebäude der Hinteren Einösbergalpe

Ein fantastischer Ort mit einem grandiosen Bergpanorama. Und diese Ruhe… einfach fantastisch. In einem eiskalten Brunnen neben der Eingangstür der unbewirtschafteten Alpe fand sich eine Kiste halb Bier/halb Radler, wo man sich für 2,50 € pro Getränk bedienen darf. Ehrlich währt auch hier am längsten. Für dieses kühle Hopfen-Kaltgetränk zahlt man natürlich sehr gerne. So genießt sich die Ruhe und die Aussicht noch viel besser!

Blick ins Stillachtal
Gämse unweit des Weges
steiler Abstieg

Da es am Einödsberg selber kein Gipfelkreuz gibt, musste für uns ein kleines hölzernes Kreuz unweit der Alpe herhalten. Nach ausgiebiger Rast folgt dann der Abstieg in nördlicher Richtung. Man folgt dem sichtbaren Weg über die Almwiese und fragt sich wann denn der befestigte Weg, den man auf der Karte ausgemacht hat, anfängt. Und man stellt wenig später fest, dass man schon längst auf dem Weg unterwegs ist. Viel besser wird es bis ins Tal kaum.

Ab und an sind Quad-Spuren zu erkennen. Denjenigen der hier mit einem Quad hoch oder runter fährt will ich sehen. Vor dieser Person ziehe ich gerne meinen Hut. Ein blockiges Gelände mit zum Teil sehr steilen Stellen. Hier zeigt das GPS sogar eine Neigung von bis zu 77 %. Zu Fuß muss man echt aufpassen wo man hintritt, da viele Stein schnell ins rollen kommen. Und so dauert der Abstieg deutlich länger als der Aufstieg. Grandiose Ausblicke in Stillachtal und hinüber zum Fellhorn ( 2038 m ) gibt’s inklusive und entschädigen für die Strapazen.

Und dann lassen sich sogar noch Steinadler und eine Gämse unweit des Weges sehen. Wenn man dann, nach dem langen Abstieg die Straße zwischen Einödsbach und Birgsau erreicht, ist man um ein wahres Bergabenteuer reicher. Zurück zum Ausgangspunkt ist es nun noch eine lockere Wanderung. 

Tourinfo

Schwierigkeit

schwer

Streckenlänge

10,7 km

Dauer

4,5 Std

Aufstieg

631 m

Abstieg

624 m

GPS Download

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