Elend, im Tal der Kalten Bode gelegen, ist ein kleiner Ortsteil der Stadt Oberharz am Brocken im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Für Unternehmungen im Harz ist die Lage des Ortes, mit der kleinsten Holzkiche Deutschlands, perfekt gelegen. Wer nicht mit dem Auto anreisen mag, kann mit der Harzer Schmalspurbahn hierher gelangen, was sicher ein Erlebnis für Groß und Klein darstellt.

Direkt vor der Tür unserer kleinen Unterkunft in der Ferienwohnung Alte Linde verläuft ein Zubringerweg vom Bahnhof aus ins Elendstal. Ideal also, um die Gegend zu erkunden ohne dabei mit dem Auto einen Wanderparkplatz oder Ähnliches anzusteuern. Einfach die Wanderschuhe geschnürt, den Rucksack gepackt, aufgezogen, und los geht.

Wer jedoch mit dem Auto oder der Bahn anreist, sollte der kleinen Holzkirche vor der Wanderung einen Besuch abstatten. Von hier aus sind auch einige Wanderwege ins Elendastal ausgeschildert. Einen Parkplatz gibt es auch in der Ortsmitte in der Nähe zum Kreisel. Wir hingegen wandern einfach los und folgen dem schmaler werdenden Pfad entlang der Schmalspur-Bahnlinie.

Hat man den Flusslauf der Kalten Bode, welche im Oberharz am Fuße des Brockens entspringt, erreicht, geht es hinein in den traumhaften Wald. Man folgt dem Fluss ein wenig entgegen der Flussrichtung, bevor man auf einer Brücke die Seite wechselt. Ab nun heißt es auf den nächsten 3 Kilometern Höhenmeter sammeln. Gut 200 sind es bis auf den höchsten Punkt am Barenberg.

Die kleinste Holzkirche Deutschlands in Elend
Bachlauf der Kalten Bode
der Wanderweg steigt langsam an

Man bewegt sich hier im Elendstal, welches gleichzeitig als Naturschutzgebiet sowie als FFH-Gebiet ( Fauna-Flora-Habitat ) ausgezeichnet ist. Im Vergleich zu vielen anderen Waldgebieten im Harz, welche von Borkenkäfern, Sturmschäden und der Trockenheit der letzten Jahre stark in Mittleidenschaft gezogen wurden, findet sich hier ein intaktes Ökosystem in Form eines gesunden Mischwald mit alten Buchen, Bergahorn, Fichten uvm. Unzählige Gräser, Kräuter und Moose finden sich nicht nur in Ufernähe und bieten so einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl an Vögeln, Insekten, Fledermäuse und und und.

Also verhält man sich als Wanderer gegebener Maßen und erfreut sich an Mutter Natur. Der schmale Pfad, welcher von vielen Wurzeln durchzogen ist, verläuft mal in der Nähe zur Kalten Bode und mal weiter oben, aber das wilde Rauschen begleitet einen eine ganze Weile. Nach etwa 2 Kilometern erreicht man eine weitere Brücke über den Fluss und kommt an eine Weggabelung an der auch eine kleine Schutzhütte steht. Von hier an wird das Gelände deutlich anspruchsvoller. 

Linkseitig führt ein kaum sichtbarer Pfad zwischen den aktuell hohen Gräsern hindurch Richtung Hang am Fuße des Barenberg. Zwischen Wurzeln und Steinen hindurch gelangt man Schritt für Schritt immer höher. Der Weg verläuft im Zick-Zack an der immer steiler werdenden Ostflanke hinauf. Wenig später lichtet sich der Wald und man erblickt sogar die ersten Häuser von Schierke.

Hier wird einem zum ersten mal klar, wie krass hier der Borkenkäfer, die Trockenheit und Stürme dem Harzer-Wald zugesetzt haben. Man gelangt weiter bergauf und die Bäume werden wieder deutlich zahlreicher. Über regelrechte Wurzelpfade geht es zielstrebig Richtung Schnarcherklippen. Und auch, wenn man dort quasi auf direktem Weg hingelangen könnte, so empfehle ich jedoch den kleinen Schlenker hinauf zum Barenberg und seiner felsigen Aussichtskanzel. 

steilerer Anstieg zwischen Nadel- und Laubbäumen
Wurzelpfad am Barenberg
Südliche Schnarcherklippe

Von hier aus hat man nämlich einen sehr guten Blick auf den Brocken und kann in der Ferne auch die Dampflock der Brockenbahn hören, welche regelmäßig hinauf auf den höchsten Berg im Mittelgebirge Harz und in ganz Norddeutschland fährt. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Klingt aber weitaus weniger dramatisch wie es ist. Es warten noch die absoluten Highlights der Rundtour.

Nur wenige Gehminuten entfernt liegend die beeindruckenden Schnarcherklippen. Diese beiden, bis zu 25 Meter hohen, Felstürme bestehen scheinbar aus einzelnen, aufeinanderliegenden Granitschichten. Jedoch sind es jeweils einzelne Granitblöcke, die durch die sogenannte Wollsackverwitterung ihr imposantes Aussehen erlangten. Physikalische und chemische Prozesse sind hierbei entscheidend.

Die nördliche Schnarcherklippe ist sogar über einen Weg aus Felsstufen und Eisenleitern begehbar. Die südliche Schnarcherklippe ist den Kletterern vorbehalten. Der außergewöhnliche Name lässt sich übrigens auf ein Phänomen zurückführen, da bei starkem Wind aus südöstlicher Richtung wohl ein Geräusch erzeugt wird, was wie ein Schnarchen klingt. Verrückte Natur!

In gut 250 bis 300 Meter Entfernung in nördlicher Richtung liegen die nächsten Felsklippen. Der Wanderweg führt einen direkt dort hin. Diese Felsformation, an der auch einige leichtere Kletterrouten zu finden sind, schimpf sich Mäuseklippe. Vor nicht all zu langer Zeit lag diese Granitklippe, die ebenfalls die typische Wollsackverwitterung aufweist, noch im Wald. Jedoch ist hier vom Wald nicht mehr viel übrig.

Felsklippen am Barenberg
Mäuseklippen bei Schierke
Schierker Feuerstein

Aber es gibt Hoffnung am Horizont. Ein cooles Projekt von Heimat Harz beteiligt sich bei der Wiederaufforstung dieser Wälder. Unter dem Namen „Dein Stück Harz“ kann man z.B. mit einer Baumspende das Projekt unterstützen. Denn hier soll wieder ein gesunder und klimastabiler Mischwald entstehen, so wie es ihn einst im Harz gab. In der heutigen Zeit ein mega geniales Projekt.

Bis nach Schierke sind es jetzt nur noch wenige hundert Meter. Etwas weiter oben erblickt man noch den Brocken. Beim Abstieg schweift der Blick hinüber zum Wurmberg ( 971 m ) mit seinem markanten Wurmbergturm. Nur wenig später erreicht man die ersten Häuser des Stadtteils von Wernigerode. Schierke galt von 1890 bis 1940 als St. Moritz des Nordens. Damals kamen wohl weit über 200 000 Menschen jährlich um von hier aus auf den Brocken zu wandern, welcher über mehrere Wanderwege in etwa zwei Stunden gut zu erreichen ist.

Viele große Hotelanlagen sind Zeitzeugen, stehen aber heute größtenteils schon lange leer. Nahe dem kleinen Kurpark im Ortskern liegt die Apotheke Zum Roten Fingerhut. Ein sehr ansehnliches Gebäude der Schierker Feuerstein GmbH & Co. KG. Als Schierker Feuerstein bekannt ist der Kräuterlikör, der Kurgäste von Magenbeschwerden befreien soll.

Man verlässt Schierke in südlicher Richtung und folgt der Kalten Bode zurück nach Elend. Man könnte dem breiten Forstweg folgen, viel schöner ist jedoch der Pfad linksseitig des Bachs. Hier gibt es unter anderem ein weiteres kleines Highlight zu bestaunen. Nach gut zweidrittel des Weges nach Elend findet sich ein Felssporn, auf dem sich die Ruine der Elendsburg finden.

Jedoch ist von einer Burg nichts mehr übrig. Man erkennt jedoch Wälle und Gräben sowie eine kleine Felsenhöhle. Zurück an der kalten Bode sind es nur noch wenige Minuten zurück zum Ausgangspunkt in Elend.

Tourinfo

Schwierigkeit

mittel

Streckenlänge

13,3 km

Dauer

4 Std

Aufstieg

333 m

Abstieg

328 m

GPS Download

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