Wiesenthaler Schweiz
Naturschutzgebiet im Wartburgkreis in der Thüringischen Rhön mit feinsten Wanderwegen auf kalkhaltigen Böden mit artenreicher Vegetation
Namengebender Ort
Ausgangspunkt ist Wiesenthal
Namensgebender Ausgangspunkt der Wanderung durch die Wiesenthaler Schweiz ist der im Tal liegende Ort Wiesenthal. Wiesenthal liegt malerisch in den nordöstlichen Vorbergen der Rhön nur gut 5 Kilometer entfernt von Dermbach, umgeben von sanften Hügeln und Bergkuppen aus Basalt. Das Dorf hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 795 zurückreicht, und ist heute bekannt für seine gut erhaltene Architektur und seine landwirtschaftlich geprägte Umgebung. Die Jakobuskirche, eine alte Wehrkirche aus dem Mittelalter, markiert einen wichtigen historischen Punkt an der alten Handelsstraße zwischen Meiningen und Fulda.
Rund 870 Einwohnern hat Wiesenthal und verfügt über ein Freibad, einen Dorfladen und ein gemütliches Restaurant. Für Naturliebhaber gibt es zahlreiche Wanderwege, die in zwei Naturschutzgebiete führen, darunter der Ibengarten mit seinem einzigartigen Eibenbestand, sowie die Wiesenthaler Schweiz mit seltener Flora und Fauna. Und wegen letzterem sind wir ja auch hier. Wer mag kann natürlich auch eine Wanderung durch die Wiesenthaler Schweiz und dem Ibengarten sehr gut miteinander kombinieren. Dann sollte man der Höhle des Rhönpaulus, dem „Robin Hood der Rhön“ unbedingt einen Besuch abstatten.
Ausgangspunkt für uns ist der Parkplatz am Schwimmbad im Kirchgraben. Hier gibt es einige Parkmöglichkeiten, insofern das Freibad nicht gerade hochfrequentiert ist oder Camper den Platz für sich in Beschlag genommen haben. Über den Auweg verlässt man schnell den Ort in Richtung Friedrichshof, der etwas Östlich unterhalb des Nebelberg (533 m) liegt. Hat man die letzten Häuser hinter sich gelassen, ist der Blick frei auf das wunderschöne Tal und die umgebenden Berge. Hierzu zählen das Horn (578 m), der eben schon erwähnte Nebelberg, der Roßberg (702 m) der Hohe Rain (703 m), die Hohe Asch (611 m) und der Neuberg (528 m). An allen Hängen rings um das Tal ist schon das typische Bild der Halbtrockenrasenhänge zu erkennen. Niedrige Graslandschaft mit einer eher geringe Bewuchshöhe, deren Pflanzen eine gewisse Trockenheitsresistenz mitbringen. Gut auszumachen sind die Wacholdersträucher und -bäume die der Szenerie das Gewisse etwas verleihen.
Orchideenpracht
Auf zur Roßberghütte
Hinter dem Friedrichshof folgt der erste kleine Anstieg hinauf zum Gefecht am Nebel. Am 4. Juli 1866 trafen am Hang des Nebelbergs preußische und bayrische Truppen im Deutschen Krieg aufeinander. Ein Gedenkstein und einige Schautafeln erläutern vor Ort das Geschehen. Was mich jedoch weit aus mehr fasziniert ist der Blick hinab nach Wiesenthal und in die Ferne. Ein Träumchen. Wer diesen Anblick etwas länger genießen möchte, für den steht ein Tisch mit zwei Bänken bereit. Da wir ja erst vor kurzem Aufgebrochen sind, geht es für uns allerdings direkt an einem kleinen Kiefernwald entlang weiter. Der schmale Pfad schlängelt sich am Waldrand entlang und die Blumenpracht auf den Wiesen wird immer schöner. Vom Mücken-Händelwurz über Saat-Esparsette bis hin zum Fuchs‘ Knabenkraut findet sich hier einiges was das Herz eines naturverbundenen Wanderers höher schlagen lässt.
Orchideen finden sich am Wegesrand tatsächlich in Hülle und Fülle. Ob Fliegen-Ragwurz, Großes-Zweiblatt, Grünliche Waldhyazinthe, die Braunrote Stendelwurz oder das Breitblättriges Knabenkraut. Hobbyfotografen wie ich, kommen aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus und müssen aufpassen, dass sie den Anschluss zur Wandergruppe nicht verlieren. Aber nicht nur Orchideen gibt es zu sehen. Zur richtigen Jahreszeit findet man auch die Gemeine Küchenschelle oder die Silberdistel und noch weitaus mehr, wenn man denn den Blick dafür hat. Wer aber in der Wiesenthaler Schweiz wandern geht, der hat sicher mindestens ein Auge dafür. Einen kurzen Hinweis an dieser Stelle will ich mir nicht nehmen lassen, obwohl es sich eigentlich von selbst versteht. Man bewegt sich hier in einem Naturschutzgebiet. Das Verlassen der Wanderwege ist daher untersagt und dient dem Schutz der Natur, insbesondere seltener Pflanzen und Tiere. Also bitte nicht quer über die Wiesenflächen laufen, nur um ein besseres Bild o.ä. zu bekommen!
Auf halbem Weg zwischen Nebelberg und Roßberg verlässt man zunächst den schmalen Pfad und begibt sich auf einen breiten Forstweg. Dieser verläuft gut ausgeschildert hinüber zur Roßberghütte.
Heute leider geschlossen
Restplatz mit herrlicher Aussicht und einem Naturdenkmal
Bislang war ich immer nur mal kurz in der Wiesenthaler Schweiz oder im Ibengarten unterwegs. Bis zur Roßberghütte hatte ich es bislang noch nie geschafft. Daher war mir auch nicht bekannt, dass diese nur an Sonntagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet und bewirtschaftet ist. Sehr schade, aber man hätte sich ja im Vorfeld genauer informieren können. Erreicht man aber schlussendlich die Hütte, ist einem trotzdem schnell klar, hier bietet sich eine Rast definitiv an. Der Ausblick ist ein weiteres Mal grandios und die Möglichkeiten den Blick während einer Pause in die Ferne schweifen zu lassen sind zahlreich. Einige Tische und Bänke warten auf die Wanderer und Radfahrer, die sich hier an einem Sonntag sicher noch zahlreicher tummeln.
Ein weitere Naturjuwel liegt unweit hinter der Roßberghütte. Eine über dreihunter Jahre alte Rotbuche steht dort. Beziehungsweise, dass was von ihr noch über ist. Einst war sie 27 Meter hoch und hatte einen Kronendurchmesser von etwa 25 Metern. Selbst heutzutage ist der Anblick noch beeindruckend, allerdings hätte ich den Baum gerne in seiner vollen Pracht bewundert. Einen Baumstamm mit einem Umfang mit fast 6 Metern habe ich bislang eher selten gesehen. Wer noch mehr über die Rotbuche und auch zum Naturschutzgebiet Wiesentahler Schweiz erfahren möchte, dem seien die Schautafeln am Waldrand neben der Hütte empfohlen. Kurz und knapp erfährt man hier alles wissenswerte.
faszinierende Landschaften, Flora & Fauna
Bilder der Wanderung in der Wiesenthaler Schweiz
Auf und Ab
Vom Neuberg zurück nach Wiesenthal
Bevor man weiter zur Hohen Asch und zum Neuberg gelangt, muss man erst einmal kurz ins Tal hinabsteigen. Wobei das schlimmer klingt als es ist. Wir sind ja auch nicht in alpinem Gelände unterwegs sondern „nur“ zwischen sanften Hügeln im Biospherenreservat Rhön. Vorbei an einer Teichanlage und entlang dem Bachlauf, mit dem schönen Namen Werdenhäuser Wasser, geht es zunächst wieder etwas auf Wiesenthal zu. Schnell biegt ein Feldweg aber wieder zur linken Seite hin ab und ein weiterer kurzer Anstieg folgt. Hier war ich vor einigen Jahren tatsächlich schonmal im Frühjahr unterwegs und konnte erstmalig die Lärchenblüte bewundern. Hat man den Wald auf breitem Weg erreicht, ist es zunächst erst einmal dahin mit der Aussicht hinab ins Tal und auf die gegenüber liegenden Hügel, auf denen man ja heute schon unterwegs war.
Der Forstweg bringt einen gemächlich Stück für Stück weiter ohne groß an Höhe zu gewinnen oder zu verlieren. Es lässt sich also weiterhin sehr angenehm laufen. Bei sommerlichen Temperaturen ist man hier dankbar für das schattenspendende Blätterdach. Wanderwege aus dem Ibengarten, der hier quasi direkt hinter dem nächsten Anstieg liegt, vereinen sich mit dem Weg auf dem man gerade unterwegs ist. Wird der Weg wieder zu einem Pfad, weiß man, das man nun den Neuberg erreicht hat. Das Gelände wird wieder offener und der Blick schweift sofort in die Ferne. Zwischen Wacholdersträuchern hindurch schlängelt sich der Weg und auch hier gibt es wieder einige Orchideen zu bestaunen. Es ist einfach ein schönes Fleckchen Erde und es macht richtig Spaß hier zu Wandern und das gegebene der Natur mit allen Sinnen voll und ganz zu genießen.
Vorbei an einem Wanderparkplatz und einem Landwirtschaftlichen Anwesen gelangt man dann zugig hinab nach Wiesenthal. Zunächst hat man aber noch mal die Möglichkeit die gesamte Strecke, die man heute schon bewältigt hat, zu überblicken. Okay, den genauen Wegverlauf sieht man nur hin und wieder, aber im Großen und Ganzen sieht man, wo man entlang gewandert ist. Zurück in Wiesenthal besteht noch die Möglichkeit der Jakobuskirche einen Besuch abzustatten. Von dort erreicht man dann auch auf den letzten Metern der Rundtour den Ausgangspunkt am Freibad. Hier geht eine großartige Wanderung mit Natur pur zu Ende.
Highlights, Einkehrmöglichkeiten und Interessantes in der Nähe
Wiesenthal
ein kleines, idyllisches Dorf, umgeben von grünen Wäldern und sanften Hügeln
Gefecht am Nebel
Zusammenstoß preußischer und bayerischer Truppen am 4 Juli 1866 im Deutschen Krieg
Roßberghütte
gemütliche Hütte inmitten unberührter Natur auf dem Roßberg
Gasthof Schmalz
Restaurant mit gutem Essen und fairen Preisen
Rhönpaulus
eine sagenumwobene Gestalt, die als „edler Räuber“ oder „Robin Hood der Rhön“ berühmt wurde
Ibengarten
Naturschutzgebiet mit alten Eiben am Nordwesthang des Neubergs
Bernshäuser Kutte
kreisrunder Erdfallweiher bei Bernshausen, einem Ortsteil der Gemeinde Dermbach
Hochrhöner
175 km langer Fernwanderweg in Bayern, Hessen und Thüringen
Tourinfo

Schwierigkeit
leicht

Streckenlänge
12,1 km

Dauer
4 Std

Aufstieg
295 m

Abstieg
291 m
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