Rovine del Castelliere
Die Ruinen auf einem Felsplateau über Tegna zählen mit ihren steinzeitlichen Siedlungsspuren zu den bedeutendsten archäologischen Stätten des Locarnese.
Wandern statt Sonnenbaden
Wanderung am Beginn des Valle Maggia
Nach einer langen Anreise von Deutschland bis ins Valle Maggia, mit vielen Stunden Autofahrt, bietet sich am Folgetag eine kurze Wanderung in der Nähe unserer Unterkunft Ca di Noni in Gordevio an. Erst recht, während sich hunderte andere Urlauber und Einheimische jede frei Stelle an der Maggia entlang in der Sonne räkeln um sich ab und an ins kühle Nass zu stürzen. Ein Abkühlung ist an Tagen mit weit über 30 Grad sicher sehr willkommen, aber nicht mit so vielen anderen zusammen.
Da das Tessin rund um den Lago Maggiore schon quasi zu unserer zweiten Heimat zählt und wir gerne hier sind, sind wir die kurze Wanderung hoch zu den Ruinen der Rovine del Castelliere schon einige Male gelaufen. Würde es einen Wanderführer „Stille Wege im Tessin“ geben, wäre diese Tour sicher mit dabei. Getroffen haben wir auf all unseren Touren dort hinauf nur wenige andere Wanderer. Und das obwohl die Tour recht kurz und gut zu erreichen ist sowie nur wenige hundert Höhenmeter überwunden werden müssen.
Bei den Rovine del Castelliere (Ruinen von Castelliere) oberhalb von Tegna handelt es sich um eine der interessantesten archäologischen Stätten der Region. Auf dem markanten Felsplateau fanden Forscher Spuren menschlicher Besiedlung, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Besonders zahlreich sind auch Funde aus der Bronzezeit wie Keramikgefäße und Alltagsgegenstände.
Aber auch Mauerreste aus der Römerzeit bezeugen die strategische Bedeutung des Ortes. Durch seine erhöhte Lage mit Blick über das Maggiatal, das Melezzatal und die Ebene von Locarno blieb das Plateau bis ins Mittelalter ein wichtiger Siedlung- und Verteidigungsplatz.
Heute sind die Ruinen nicht nur ein Zeugnis uralter Geschichte, sondern auch ein faszinierendes Ausflugsziel. Und genau deswegen wollen wir dort hin. Den die Aussicht bis hinüber zum Lago Maggiore ist einfach grandios. Bevor man aber diesen Ausblick genießen kann, muss man sich diesen erstmal verdienen.
Beliebt auch bei Kletterern
Los geht‘s in Ponte Brolla
Ausgangspunkt der Rundwanderung sind die Parkplätze bei Ponte Brolla und der Brücke über die Maggia. Hier hat der Fluss im Laufe der Zeit eine bemerkenswert tiefe Schlucht im Granitfelsen geformt. An einer Stelle unweit der Brücke gibt es sogar regelmäßig Internationale Cliff Diving Meisterschaften an der sich Klippenspringer gut 20 Meter in die Tiefe stürzen.
Wir stürzen uns lieber auf diese Wanderung und folgen dem Weg über die Brücke zur Grotto America und finden dort einen Wegweiser mit der Aufschrift: Giro delle Rovine del Castelliere. Danach folgt man kurz dem Wasserkanal, welcher das Elektrizitätswerk in Ponte Brolla speist. Hat man die Felswände direkt am Weg hinter sich gelassen, darf man den Abzweig über den Kanal hinweg nicht verpassen.
Wenig später gelangt man dann in den schattenspendenden Wald. Alte Kastanienbäume prägen hier das Bild, aber auch Buchen, Eichen und Birken sind zu finden. Der Weg steigt zunächst nur mäßig an. Dies bleibt auch vorbei an wunderschönen Rustici so. Etwa auf der Höhe von Avegno auf der anderen Talseite erreicht man eine weitere Ansammlung einiger Rustici. Ein Brunnen, von denen es auf der Wanderung einige gibt, lädt dazu ein, seine Trinkflasche nochmal zu füllen.
Aufstieg zu den Ruinen
Auch als Familientour geeignet
Jetzt folgt der eigentliche Anstieg mit knapp 300 Höhenmetern. Der Weg ist gut befestigt und bringt einen über Steinstufen schnell aufwärts. Gelegentlich gibt es aber auch einige wurzelige Passagen. Gutes und festes Schuhwerk ist daher auch hier zu empfehlen. Der Weg schlängelt sich Meter für Meter weiter hinauf und das Licht der hoch stehenden Sonne durchflutet den Wald.
Unsere vierjähriger Sohn, den ich hier das letzte Mal noch in der Kraxe hochgetragen habe, läuft dieses Mal den kompletten Auf und Abstieg. Soll heißen, die Tour ist prinzipiell auch Familientauglich. Laufen die kleinen Racker selber, gibt es nur wenige Stellen bei denen man wirklich acht geben muss. Ganz alleine sollten sie jedoch nicht unterwegs sein.
faszinierende Landschaften & archäologische Stätten
Bilder des Giro delle Rovine del Castelliere
Oben angekommen
Plateau mit tollen Aussichtspunkten
Nach etwa 30 bis 40 Minuten erreicht man dann einen Abzweig, an dem man sich zunächst links hält und die letzte Höhenmeter hinauf zur Rovine del Castelliere erklimmt. Oben angekommen öffnet sich das Gelände auf dem Plateau und die sanierten Überreste alter Gebäude fallen schnell ins Auge. Zur linken Seite, etwas weiter oben, stand früher einmal ein Turm. Von dort aus genießt man eine tollen Blick ins Valle Maggia, das Centovalli und den Fluss Melezza.
Es gibt einen Tisch mit zwei Bänken die zum Verweilen oder Picknicken einladen. Den Blick über Tegna und Ponte Brolla hinweg auf die Maggia, Losone, Ascona und den Lago Maggiore darf man sich hier oben auch auf gar keinen Fall entgehen lassen. Dieser ist einfach grandios. Dafür gibt es sogar einen kleinen Aussichtspunkt. Das erste Mal war ich hier oben, nachdem ich einige Mehrseillängen auf den Tegnaplatten hochgeklettert bin. Diese befinden sich nämlich genau unterhalb dieses Aussichtspunkts.
Zurück zum Ausgangspunkt
Abstieg nach Tegna
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich etwas unterhalb des Plateaus über Tegna ein weiterer Aussichtspunkt und ebenfalls noch Überreste eines zweiten Turms befinden. Für uns geht es aber zunächst auf selbem Weg zurück, auf dem wir gekommen sind, Jedoch nur bis zur Weggabelung etwas unterhalb. Von dort aus folgt man der Beschilderung hinab nach Tegna.
Schnell erreicht man einige Überreste alter Rusticos am Wegesrand. Wenige Schritte später steht man dann oberhalb des kleinen Weilers Forcola. Hier stehen sehr gut erhaltene Rustici die zusammen mit der Landschaft ein malerisches Bild ergeben. Etwas unterhalb verlief der Weg bislang immer ebenfalls durch einen Wald, dieser ist allerdings mittlerweile sehr ausgedünnt und nur noch wenige Bäume spenden wirklich Schatten. Über zahlreiche Steinstufen gelangt man nun zügig weiter abwärts und schon bald erreicht man die ersten Wohnhäuser von Tegna.
Über das schmale Gässchen Salita Sant’Anna gelangt man dann zum Piazza Don Gottardo Zurini. Dort findet sich ein weiterer Brunnen, an dem man sich nochmal die Trinkflasche füllen kann. Danach geht es zunächst entlang der Straße Via Cantonale und später über die Caraa Longa zurück nach Ponte Brolla, wo sich ein Restaurant an das andere reiht. Auf dem Weg dorthin kann man bestimmt den ein oder anderen Kletterer in den Felswänden oberhalb erblicken. Es sei denn die Temperaturen im Hochsommer sind zu warm und der Fels dadurch zu heiß.
Highlights, Einkehrmöglichkeiten und Interessantes in der Nähe
Tessin
Südlichstes Kanton der Schweiz, mit italienischer Sprache, mediterranen Landschaften und malerischen Seen
Valle Maggia
wildromantisches Tal im Tessin mit rauschenden Flüssen, steilen Granitfelsen, traditionellen Dörfern und Natur pur
Ponte Brolla
idyllischer Ort am Eingang des Valle Maggia mit spektakulären Felsformationen und glasklaren Badepools
Grotto America
traditionelles rustikales Restaurant mit herzlicher Atmosphäre und köstlicher Tessiner Küche
Rovine del Castelliere
Überreste einer prähistorischen Siedlung auf einem Hügel über Tegna
Tegna
charmantes Dorf im Valle Maggia mit malerischen Häusern, sonnigen Terrassen und belibeten Kletterfelsen
Ristorante alla Cantina
gemütliches Lokal mit regionaler Tessiner Küche und rustikalem Charme
Ristorante Da Enzo
traditionelle Tessiner Küche mit gemütliche Atmosphäre und einer malerischen Lage in Ponte Brolla
Tourinfo

Schwierigkeit
leicht

Streckenlänge
7 km

Dauer
2,5 Std

Aufstieg
321 m

Abstieg
319 m
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