Kaisertal
ein wildromantisches Alpental südlich des Zahmen Kaisers, das von hohen Felswänden umgeben und ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen, Klettertouren und Bergtouren ist
Morgens am Stripsenjoch
Vom Stripsenjochhaus zu den Hütten im Tal
Auch die Nacht auf dem Stripsenjochhaus war sehr erholsam und am frühen Morgen erwartete uns ein grandioser Sonnenaufgang. Dafür lohnt es sich auch mal, etwas früher aus dem Hüttenschlafsack zu kriechen. All zu viele Übernachtungsgäste waren um kurz nach 6 Uhr tatsächlich noch nicht wach, aber das sollte sich schnell ändern. Nach dem Frühstück tummelten sich immer mehr Wanderer und Kletterer auf der Terrasse und sortierten ihr Material. Für uns hieß es zunächst die erklommenen Höhenmeter vom Vortag teilweise wieder abzusteigen.
Zunächst genossen wir aber nochmal den faszinierenden Blick vom Stripsenjochhaus auf das Kaisertal, das uns hier quasi zu Füßen lag. Hinter uns strahlte die Sonnen die Felswände des Totenkirchl (2190 m) an und brachte sie förmlich zum Glühen. Auf dem Wanderweg 801 ging es dann ins Tal und zu den dortigen Schutzhütten. Das erste Ziel sollte das Anton-Karg-Haus sein. Fast 3 Kilometer und etwas mehr als 600 Höhenmeter im Abstieg sind es bis dort hin. Der Weg schlängelt sich durch Latschenkiefern hindurch und erreicht schnell die Waldgrenze.
Nach etwas mehr als einem Kilometern erreicht man eine kleine Lichtung, die den Blick zur linken Seite auf den Kleinen Halt (2122 m) freigibt. Das zunächst steilere Gelände flacht sich etwas ab und schon bald verschwindet der Wanderweg erneut im Wald. Da dieser sich im Naturschutzgebiet befindet ist der Zustand des Waldes sehr gut und es finden sich Fichten, Tannen, Rotbuchen, Bergahorn, Lärchen und Eschen. Kein Wunder also, dass man hier das Gefühl hat absolut klare und frische Luft zu atmen. Nicht mehr weit ist es bis zu einem großen Felsbrocken am Wegesrand der eine Gedenktafel eines Verstorbenen Bergsteigers der Sektion Berlin trägt, der 1897 am Totenkirchl im Alter von 23 Jahren verunglückte. Vorbei am Jaga Brunnl, einer kleinen Quelle, gelangt man schnell weiter zur Kaisertalhütte.
Im hinteren Kaisertal
Auf den Spuren der Bären im Kaisergebirge
Das Hans-Berger-Haus liegt idyllisch im hinteren Kaisertal und ist eine bewirtschaftete Schutzhütte der Naturfreunde Kufstein auf etwa 936 m Höhe. Es ist, wie auch die anderen Hütten in der Umgebung, ein beliebter Stützpunkt für Wanderer, Kletterer und Naturfreunde. Ursprünglich 1933 als Kaisertalhütte eröffnet, wurde es 1956 nach Hans Berger benannt und 2009 umfassend renoviert. Umgeben von imposanten Gipfeln wie dem Totenkirchl (2190 m) und der Ellmauer Halt (2342 m) bietet es nicht nur eine beeindruckende Bergkulisse, sondern auch gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten in Mehrbettzimmern und einem Bergsteigerlager. Die Hütte ist in den Sommermonaten geöffnet und verwöhnt ihre Gäste mit regionaler Hausmannskost, selbstgemachten Säften und frisch gezapftem Bier, serviert in den urigen Stuben oder dem sonnigen Gastgarten.
Nur etwa einen Kilometer entfernt liegt die nächste geschichtsträchtige Hütte im Tal. Vom Hans-Berger-Haus kann man der Kaisertalstraße folgen, oder man nimmt den schöneren Wanderweg entlang des Kaiserbachs, der diesen auch auf einem kleinen hölzernen Steg überquert. Wenig später erreicht man dann das Hinterbärenbad, wo sich unweit des Weges ein großer Gedenksteig für verunglückte Bergsteiger und Kletterer findet. Die Namen zu lesen und zu erfahren, wie jung die Menschen überwiegend waren, macht nachdenklich und mahnt vor den Gefahren bei alpinen Unternehmungen.
Der Name Hinterbärenbad klingt geheimnisvoll und weckt sofort Neugier. Tatsächlich geht er auf eine Zeit zurück, als im Kaisergebirge noch Bären lebten. An bestimmten Wasserstellen suchten sie Abkühlung oder suhlten sich im Schlamm. Diese Plätze wurden im Volksmund als Bärenbad bezeichnet. Der Zusatz „Hinter-„ weist auf die Lage im oberen, abgeschiedenen Teil des Kaisertals hin. Heute ist der Name vor allem durch die Hinterbärenbad-Alm, besser bekannt als Anton-Karg-Haus, überliefert. So erinnert der Ortsname bis heute an die längst verschwundenen wilden Bewohner der Region.
Das Anton-Karg-Haus liegt malerisch im Kaisertal auf 829 m Höhe und wird gerne von Wanderern, Kelttereren und Bergfreunde besucht. Umgeben von der beeindruckenden Kulisse des Wilden und Zahmen Kaisers, bietet die Alpenvereinshütte gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten in Zimmern und Lagern für insgesamt rund 100 Gäste. Besonders familienfreundlich ausgestattet, überzeugt das Haus auch mit einem kleinen Spielplatz und weiteren Annehmlichkeiten. In den urigen Stuben und auf der Sonnenterrasse werden regionale Gerichte, herzhafte Hüttenkost und Frühstück serviert. Ideal für Übernachtungs- wie auch Tagesgäste während der Hüttensaison von Mai bis Oktober.
Wilde Wanderwege, Fernsicht uvm.
Bilder aus dem Kaiserbachtal
Hinab zur Kaiserquelle
Über den Bettlersteig zur Steinbergalm
Der Bettlersteig ist ein beliebter, aber anspruchsvoller Wanderweg der vom Anton-Karg-Haus durch steile Gräben und über zahlreiche Stufen hinauf Richtung Brentenjoch führt. Die Gräben sind sogar alle der Reihe nach nummeriert. Auf rund 650 Höhenmetern bietet der Steig beeindruckende Ausblicke, schmale Passagen und abwechslungsreiche Natur. Ideal für trittsichere Wanderer mit guter Kondition. Der Name des Steigs ist historisch nicht eindeutig belegt, doch seine wilde, urige Atmosphäre lässt erahnen, warum er diesen volkstümlichen Namen trägt. Nach einer umfassenden Sanierung ist der Weg heute wieder gut begehbar und ein echtes Highlight im Kaisertal. Der schmale Pfad beginnt direkt hinter dem Anton-Karg-Haus.
Dieser steigt mal mehr mal weniger Steil an. Lässt sich aber allgemein sehr gut laufen. Auf halbem Weg zur Straßwalch Jagdhütte zweigt der Gürttlersteig ab. Dieser Steig führt über Wald- und Latschengelände, dann durch ein Geröllkar und über schrofige Passagen bis auf den Nordgrat des Sonnecks (2260 m). Die Wiesenflächen rund um die schön gelegene Jagdhütte laden zu einer kurzen Rast ein und geben den Blick auf den steilen Teil des Bettlersteigs frei. Der Weg verläuft bis dort hin aber zunächst nur leicht ansteigend in einem weiten Bogen durch den bewaldeten Straßwalchgraben. Erst danach folgt der steilere Teil durch teils felsigeres Gelände. Trittstufen helfen an den steilsten Passagen im Aufsteig.
Unweit des Brandkogel (1411 m) erreicht man dann offenes Almgelände. Zur linken Seite ragen die Felswände des Wilden Kaisers steil auf und auf der anderen Seite finden sich sanfte bewaldete Hügel. Die bewirtschaftete Steinberg Alm springt einem direkt ins Auge. Der Wanderweg verläuft etwas oberhalb. Nicht mehr weit ist der Weg von hier bis zur Kaindlhütte. Diese liegt auf 1.293 m im westlichen Kaisergebirge oberhalb von Kufstein und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen rund um Scheffauer (2111 m), Zettenkaiser (1968 m) und Hackenköpfe (2119 m).
Erbaut wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Michael „Kaindl-Much“ Kaindl und wird heute liebevoll als private Schutzhütte geführt. Die Hütte bietet rund 45 Übernachtungsplätze in Zimmern und Lagern, ein gemütliches Hüttenambiente und eine Sonnenterrasse mit Blick auf die umliegenden Berge. Kulinarisch erwartet Gäste ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und frisch zubereitete Abendgerichte, auf Vorbestellung auch vegetarisch. Geöffnet ist die Hütte in der Regel von Mai bis Anfang November. Direkt daneben findet sich die sehenswerte Steinbergkapelle.
Hinauf zum Brentenjoch
Über den Gaisbach zum Weinbergerhaus
Bis zum Tagesziel am Weinbergerhaus, welches man übrigens schon von den Almwiesen der Steinberg Alm aus sehen konnte, sind es noch genau 3 Kilometer. Das bedeutet also noch gut eine Stunde Fußmarsch. Man folgt zunächst der Fahrstraße und nimmt wenig später den Wanderweg über eine Almwiese hinab zum Gaisbach. Direkt neben der Brücke über den Gebirgsbach bieten sich Möglichkeiten noch ein kurzes Kneippbad zu nehmen und die Füße vor dem letzten Anstieg nochmal abzukühlen. Auf der geschotterten Fahrstraße erreicht man schnell die Brentenjoch Alm.
Oberhalb der Alm liegt der Jahnhügel. Hier endet der Kaiserlift. Hierbei handelt es sich um die einzige Bergbahn im gesamten Kaisergebirge. Diese Einseilumlaufbahn bringt Besucher von Kufstein hinauf auf das Brentenjoch. Die gemütliche Fahrt in offenen Sesseln dauert etwa 20 Minuten und überwindet rund 750 Höhenmeter. Oberhalb der Brentenjoch Alm zieht eine Yoga-Terrasse kurz die Aufmerksamkeit auf sich, bevor es dann die letzten Meter hinauf zum Weinbergerhaus geht.
Das Weinbergerhaus liegt auf 1.272 m Höhe oberhalb von Kufstein und begeistert mit einem atemberaubenden Ausblick ins Inntal, bei klarer Sicht sogar bis nach Rosenheim. Die Hütte, früher als Brentenjoch-Hütte bekannt, hat eine lange Geschichte als Rast- und Ausgangspunkt für Wanderer. Seit der Übernahme durch die neuen Eigentümer wurde das Haus liebevoll renoviert und modernisiert, ohne dabei seinen traditionellen Charme zu verlieren. Heute bietet es rund 26 Betten in gemütlichen Gästezimmern. Von Mai bis Oktober ist es bewirtschaftet und serviert traditionelle Tiroler Hausmannskost auf der Sonnenterrasse mit Panorama oder in der urigen Gaststube.
Nach einem mega leckeren Abendessen, dem ein oder anderen Bier und einem erneut spektakulärem Sonnenuntergang blieben wir noch auf der Terrasse und genossen den Blick ins Tal. Wir wollten unbedingt noch die Mondfinsternis am Abend mitbekommen. Leichte Schleierwolken über dem WIlden Kaiser verhinderten allerdings einen freien Blick auf das Naturspektakel. Aber auch so war es ein gelungener Abend nach einem zweiten langen Wandertag im Kaisergebirge.
Highlights, Einkehrmöglichkeiten und Interessantes in der Nähe
Wilder Kaiser
markantes Gebirgsmassiv das mit schroffen Felsgipfeln, steilen Wänden und alpiner Natur beeindruckt
Kaisertal
idyllisches Tal zwischen Zahmem und Wildem Kaiser, bekannt für seine unberührte Natur und beeindruckende Bergkuliss
Stripsenjochhaus
zentral gelegen im Kaisergebirge und beliebter Ausgangspunkt für Wanderer und Kletterer
Hans-Berger-Haus
Alpenvereinshütte im Kaisertal, am Fuße des Wilden Kaisers, und dient als beliebter Stützpunkt für Wanderer und Kletterer
Anton-Karg-Haus
gemütliche Alpenvereinshütte im Kaisertal und idealer Ausgangspunkt für Touren im Wilden Kaiser
Bettlersteig
anspruchsvoller und abwechslungsreicher Steig der das Hinterbärenbad mit dem Brentenjoch verbindet
Steinberg Alm
bewirtschaftete Alm am Fuße des Scheffauer auf einem Hochplateau umgeben von saftigen Almwiesen
Kaindlhütte
Schutzhütte mit gutem Essen und gemütlicher Atmosphäre, ideal als Ausgangspunkt für Wanderungen und Klettertouren
Kaiserlift
eine umweltfreundliche Einseilumlaufbahn in Kufstein, die Wanderer direkt ins Kaisergebirge bringt
Weinbergerhaus
private Schutzhütte oberhalb von Kufstein mit herrlichem Panoramablick ins Inntal
Tourinfo

Schwierigkeit
schwer

Streckenlänge
14,1 km

Dauer
6,5 Std

Aufstieg
722 m

Abstieg
1021 m
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