Der Landkreis Rhön-Grabfeld wurde mir schon häufiger für lohnenswerte Touren empfohlen. Wirklich dort war ich allerdings das erste Mal, um mir einen neuen Caddy zu kaufen. Und schon bei der Anfahrt in den beschaulichen Sulzfelder Ortsteil Kleinbardorf war schnell klar, hier hin muss ich nochmal zurückkommen um die Gegend zu Fuß zu erkunden. Das dies wegen einem möglichen Schaden am neuen Auto sein könnte, war allerdings nicht der Plan.
So schlimm kam es dann aber doch nicht mit dem Caddy und ich konnte die Zeit, während das Fahrzeug in der Werkstatt stand, dazu nutzen, um eine kleine Runde zu laufen. Und so entdeckte ich spontan den Wegweiser des kurzen Rundwanderwegs – Weg der Kulturen. Dieser Wanderweg beinhaltete nämlich zwei der Highlights rund um Kleinbardorf, die ich mir unbedingt anschauen wollte.
Kleinbardorf gehört seit 1978 zur Gemeinde Sulzfeld im Unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, der sogleich der nördlichste Landkreis Bayerns ist. Auf Wikipedia ist zu lesen, das mindestens seit dem 19 Jahrhundert jüdische Familien im Ort ansässig waren. Eine Synagoge im Ort wurde 1938 zerstört. Ein weiteres Zeugnis der Vergangenheit und den vielen jüdischen Bürgern in der Gegend, ist der jüdische Friedhof auf dem so genannten Jundenhügel oberhalb des Ortes. Aber dazu später mehr.
Zunächst einmal lässt sich das erste Highlight auf dem Weg der Kulturen im Ort selber bewundern. Die Rede ist vom Wasserschloss Kleinbardorf. An selber Stelle hat vorher wohl eine Burg gestanden, die im 16ten Jahrhundert stark beschädigt wurde. Daraufhin wurde an gleicher Stelle das Wasserschloss errichtet.
Wie ich finde, sind Wasserschlösser im Allgemeinen sehr beeindruckende Bauwerke. Einige davon konnte ich selber schon bewundern. Und nun kommt ein Weiteres dazu. Errichtet wurde das Wasserschloss Kleinbardorf von niemand geringerem als Heinrich von Bibra. Ein sehr geläufiger Name, wenn man in Fulda lebt.
Heut zu Tage wird das Schloss privat genutzt und die Bewohner haben einen öffentlich zugänglichen Kunst- und Skulpturengarten um das Schloss herum angelegt. Wer sich „traut“ kann das Wasserschloss auf Anfrage sogar als besondere Location für eine Hochzeit mieten. Das werden dann sicher unvergessliche Stunden.
Hat man den Schlossgarten hinter sich gelassen, das Wasserschloss umrundet und die Barget überquert, geht es zunächst auf einem breiten Feldweg in südlicher Richtung gen Sulzfeld. Nach wenigen hundert Metern weist einem der Wegweiser den Weg zur linken Seite. Es geht wieder leicht aufwärts und schon bald kommen die Gebäude an der Linder Mühle in Sicht.
Man quert erneut den kleinen Bachlauf um direkt danach einem schmalen Pfad entlang der Barget zu folgen. Die ersten Meter des Pfades laufen über privates Gelände. Kurze Zeit später erreicht man dann Sulzfeld. Der staatliche anerkannt Erholungsort liegt quasi zu Füßen der Rhön und am Rand des Naturpark Haßberge.
Vom Ort selber bekommt man auf dieser Runde allerdings nur wenig mit. Hat man den Dorfplatz erreicht, gelangt man über die Straße Oberes Tor schnell schon wieder heraus aus Sulzfeld. Und kurze Hand später findet man sich im Bundorfer Forst wieder. Der leicht ansteigende Forstweg folgt einiger Zeit einer Lichtung und verläuft zunächst in nördlicher Richtung.
Man erreicht nur kurze Zeit später den tollen Aussichtspunkt Annabild. Dieser wiederum liegt einige Meter oberhalb des Forstweges, auf dem man zuvor noch wanderte. An einer Wegkreuzung zweigen zur linken und rechten Seite zwei schmalere Pfade ab. Folgt man dem Pfad zur linken Seite, bringen einen einige Stufen hinauf zu einer Kapelle mit Bildstock, welche aus dem Jahre 1745 stammt.
Der Aussichtspunkt selber liegt etwas hinter der Kapelle. An dieser Stelle steht auch ein kleiner Unterstand, der den Namen Friedhelm-Kern-Hütte trägt. Der Fernblick vom Aussichtspunkt ist grandios. Man erblickt eine weitläufige Ebene und in wenigen Kilometern Entfernung Bad Königshofen. Ein schöner Ort zum Verweilen.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Jüdischen Friedhof. Recherchiert man ein klein wenig im Internet zum Friedhof, finden sich noch Ortsangaben wie Steiler Berg oder Wartberg. Heute tu Tage ist der Berg, auf dem der Friedhof liegt, jedoch als Judenhügel bekannt. 1574 wurde dieser hier angelegt. Mehr als 400 Grabsteine stehen hier noch von einst 20000 Gräbern. Der Wanderweg führt einmal über das Gelände des größten Jüdischen Friedhofs in ganz Bayern. Eine Tahara-Halle findet sich auch auf dem Friedhofareal. Dieses Gebäude ist ein Waschhaus worin an den Verstorbenen die rituelle Waschung vorgenommen wurde.
Vom Jüdischen Friedhof ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt in Kleinbardorf. Vor dem Eingang vom Ort aus kommend, steht noch eine größere Info-Tafel mit vielen weiteren Informationen rund um den Jüdischen Friedhof.
Der Weg ist zunächst etwas steiler, wird aber zunehmend wieder flacher. In Höhe eines Trockenhangs auf der linken Seite zweigt ein schmaler Pfad ab und scheint den Hang zu queren. Sowas muss natürlich noch erkundet werden. Etwas weiter oben warten zwei tolle Aussichtspunkte, von denen aus man nochmal einen tollen Blick auf fast die gesamte Tour hat. Auch die Rhöner Berge sind gut auszumachen.
Nur wenige Gehminuten später erreicht man dann die ersten Häuser von Kleinbardorf. Über die Keltenring und die Frühlingsstraße gelangt man dann schlussendlich zurück zum Wasserschloss. Eine schöne kleine Wanderung geht dort zu Ende und man ist wieder um einige Erlebnisse reicher.
Tourinfo
Schwierigkeit
leicht
Streckenlänge
7,0 km
Dauer
2,5 Std
Aufstieg
177 m
Abstieg
179 m
GPS Download
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