Wer Bergwandern mag, wird das Allgäu lieben. So viel ist sicher! Ein Absolute Empfehlung ist dafür das Hintersteiner Tal. Dieses wildromantische Tal erstreckt sich vom namensgebenden Ort Hinterstein, einem Ortsteil des Marktes Bad Hindelang im Landkreis Oberallgäu, bis zum Gibelhaus am Fuß des 1949 Meter hohen Gibel. Dort verzweigt sich das Hintersteiner Tal in Obertal und Bärgündeltal.

Von Hinterstein aus gelangt man nur noch zu Fuß oder mit dem Bus ins das Tal. Wer mit dem Auto anreist, nutzt am besten den Parkplatz „Auf der Höh“ am Ortsrand von Hinterstein. Früh sein lohnt sich hier, denn bei gutem Wetter ist in den frühen Morgenstunden schon viel los. Wer eine Unterkunft in oder um Bad Hindelang hat, der profitiert hier von der Allgäu-Walser-Karte und kann den Parkplatz kostenfrei nutzen.

Auch die Busfahrt zum Giebelhaus, welche etwa 20 Minuten dauert, ist mit der Besucherkarte kostenlos. Unser Busfahrer versorgte uns auf der Fahrt ins Tal mit allerhand nützlichen und lustigen Informationen zur Region und zum Tal selbst. Unter anderem erfuhren wir vom Naturjuwel Eisenbreche, einer beeindruckenden Klamm im Verlauf der Ostrach unweit des Kraftwerk Auele. Im weiteren Verlauf kommt man dann noch an der kleinen Hubertuskapelle vorbei, bevor man dann endgültig am Giebelhaus ankommt.

Engeratsgundalpe
Blick ins Obertal
An der Käseralpe

Direkt neben dem Gibelhaus liegt die LBV-Adlerhütte. Das Hintersteiner Tal ist nämlich ein Geheimtipp wenn es um die Beobachtung von Steinadlern geht. Wer Glück hat bekommt unter Umständen sogar einen Adler zu Gesicht. Uns sollte es an diesem Tag jedoch verwehrt bleiben. Wer mag kann sich aber in der Adlerhütte über die Tiere näher informieren, oder gar eine geführte Wanderung im Tal, passend zum Thema, unternehmen.

Direkt zwischen Gibelhaus und Adlerhütte verläuft eine geteerte Straße ins Obertal, der es zu Beginn der Tour zum Engeratsgundsee zu folgen gilt. Viele Wanderer folgen direkt dem Weg zur Schwarzenberghütte, wir folgen aber dem Weg weiter bis zur schön gelegenen Engeratsgundalpe, hinter der sich das Obertal vor einem öffnet. Ein grandioser Anblick, der mit jedem Höhenmeter den man ab hier hinaufsteigt, noch besser wird.

Ein schmaler Weg führt direkt an der Engeratsgundalpe vorbei hinauf zur Käserhütte. Meter um Meter geht es aufwärts, während neben einem der Gündlesbach kraftvoll ins Tal strömt. Beim Aufstieg erblickt man weiter hinten im Tal die Vorsäßhütte ( Plattenalpe ), Wengenalpe und Plättele Alpe sowie einige Gipfel der Allgäuer Hochalpen welche das Tal einrahmen. Rotkopf ( 2138 m ), Lachenkopf ( 2112 m ) sowie kleiner- und großer Seekopf ( 2084 m ) sind dabei die markantesten.

kleine hölzerne Almhütte
Alpenblumen am Wegesrand
der lange Anstieg zum See

An der Käserhütte öffnet sich ein kleiner Kessel und das Geläuf wird kurzzeitig etwas flacher, bevor es dann hinauf zum Engeratsgundsee wieder ansteigt. Steinig ist der Weg, aber stets gut zu laufen, selbst mir unserem kleinen Sohn im Tragetuch. Blickt man gelegentlich mal zurück vorbei am Gibel erblickt man den Hochvogel ( 2592 m ), welcher sich an diesem Tag leider nicht in voller Gänze zeigte. Der Gipfel war immer leicht wolkenverhangen.

Aber auch so ist der Anblick ein Traum. Wiedemerkopf ( 2163 m ), Fuchskarspitze ( 2314 m ), Kesselspitze ( 2283 m ) und Lärchwand ( 2187 m ) sind bestens zu erkennen. Das geschulte Auge kann ebenfalls das Prinz-Luitpold-Haus unterhalb der hohen Gipfel ausmachen. Zwischen Laufbichler Kirche ( 2026 m ) und Hengst ( 1988 m ) steigt der Weg weiter zum See hin an. Zahlreiche Alpenblumen säumen den Weg und später finden sich auch Latschenkiefern kurz vorm See.

Langsam und allmählich kommt der hoch aufragende Gipfel des Großen Daumen ( 2280 m ) zum Vorschein. Über diesen Gipfel läuft auch der Hindelanger Klettersteig vom Nebelhorn ( 2224 m ) aus kommend. Nach einem letzten felsigen Anstieg steht man dann etwas oberhalb des smaragdgrünen Engeratsgundsee, in dem sich die Bergwelt spiegelt. In nordöstlicher Richtung würde man von hieraus schnell die Obere Nickenalpe erreichen. Aber auch direkt am See bietet sich eine ausgiebige Rast an.

Engeratsgundsee und Großer Daumen
Blick Richtung Hochvogel
Die Wolken ziehen um den Gipfel

Der Abstieg erfolgt zunächst auf dem selben Bergpfad bis hinab zur Käseralpe. Hier hält man sich links, überquert den Gündlesbach und folgt dem breiten Fahrweg durch ein kurzes Waldstück hindurch. Wenig später steht man auf einer traumhaften Lichtung und ist umgeben von uralten Ahornbäumen. Mich erinnert der Anblick ein klein wenig an Hobbingen aus Herr der Ringe.

Ein weiterer kurzer Pfad bringt einen hinüber zur Schwarzenberghütte. Ein wunderbarer Platz. Die Schutzhütte auf 1380 Meter Höhe gelegen bietet 59 Übernachtungsplätze und ist, wie man der Webseite entnehmen kann, auch im Winter eine der wenigen geöffneten Alpenvereinshütten in den Allgäuer Alpen. Nach dem man einen sehr leckeren Kaiserschmarrn und ein kühles Radler genossen hat, geht es auf die letzten Meter hinab zum Ausgangspunkt.

Auch hierbei hat man nochmals die Gelegenheit, die zum Teil riesigen Ahornbäume zu bestaunen. Der Anblick muss im Herbst was ganz besonderes sein. Durch den bewaldeten Südosthang gelangt man dann in wenigen Gehminuten über einen breiten Forstweg hinab zum Gibelhaus um von dort, mit dem letzten Bus des Tages, wieder zurück nach Hinterstein zu fahren. Eine erlebnisreiche Bergtour die auch ohne Gipfel und für Familien gut geeignet ist. Für den langen Aufstieg sollte man dann aber reichlich Zeit einplanen und an den rechtzeitigen Abstieg denken, damit man den Bus nicht verpasst.

Tourinfo

Schwierigkeit

mittel

Streckenlänge

10,7 km

Dauer

4 Std

Aufstieg

848 m

Abstieg

857 m

GPS Download

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