In den Bergen sollte man, auf Grund von Wetterkapriolen, immer einen Plan B haben. Genauer gesagt ist eine alternative Tourenplanung nicht das Schlechteste. Am zweiten Tag der Hüttentour durch den Rosengarten in den Südtiroler Dolomiten stand, vor der Wanderung Grasleitenpasshütte, die Begehung des Maximilian-Klettersteig auf dem Programm. Dies war aber, trotz blauem Himmel und Sonnenschein in den Morgenstunden, wegen Schnee uns Eis im Klettersteig nicht möglich, bzw. zu gefährlich.

Die Alternative war mit der Besteigung der Roterdspitze ( 2655 m ) schnell gefunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Rifugio Alpe di Tires ging es mit halbem Gepäck in westlicher Richtung hinab in Richtung Tschamintal und Bärenloch. Beim Abstieg vom Sattel hat man einen tollen Blick auf die Brentagruppe in der Ferne und je weiter sich das Tal öffnet auch einen Blick hinein ins Grasleitental.

Nach gut einem Kilometer erreicht man eine Weggabelung an der man ins Bärenloch hinabsteigen kann, oder man folgt dem Weg geradeaus hinauf zur Roterdspitze. Der Weg wird nun zunehmend steiler und schlängelt sich vorbei am Gugglochegg
( 2375 m ) hinauf in felsiges Terrain.

Sonnenaufgang an der Tierser Alpl Hütte
Der Wanderweg ins Tal und Blick auf die Roterdspitze
Blick hinab ins Bärenloch

Über größere und kleinere Stufen führt der schmale Pfad vorbei an der Roterdspitze und gewinnt dabei schnell an Höhe. Das aufmerksame Auge entdeckt, trotz des teils hohen Schnee, das ein oder andere Edelweis am Wegesrand. Wenig später erreicht man einen hölzernen Zaun und durchschreitet das kleine Gaterl. Die Fernsicht ist grandios. Über Bozen hinweg ist sogar der Ortler auszumachen und weiter nördlich erblickt man die Öztaler Alpen.

Nur wenige Meter entfernt erreicht man die nächste Weggabelung und könnte von hier aus zum wunderschönen Schlernhaus, welches auch „das Schloss in den Bergen“ genannt wird, weiterlaufen. Diese Schutzhütte ( italienisch Rifugio Bolzan ) liegt auf dem Hochplateau des Schlern ( 2563 m ) etwa 2,5 Kilometer entfernt.

Zum Gipfelkreuz an der Roterdspitze folgt man jedoch dem Bergweg zur rechten Seite hin und erklimmt die letzten Höhenmeter. Dabei hat man einen grandiosen Ausblick auf die gesamte Seiser Alm. In östlicher Richtung liegen der Platt- und Langkofel und der Piz Boè ( 3152 m ) ist ebenfalls gut zu erkennen. Die Rosszähne samt des Verlauf des Maximilian-Klettersteig liegen einem zu Füßen und in südlicher Richtung erheben sich die Vajolet-Türme2821 m ) und die Rosengartenspitze2981 m ).

Rosszähne und Tierser Alpl Hütte
hölzerner Zaun mit Gaterl
Blick von der Roterdspitze auf die Seiser Alm

Nachdem man die herrliche Aussicht genossen hat, geht es auf demselben Weg zurück zur Tierser Alpl Hütte, auf dem man den Gipfel erklommen hat. Dort angekommen wird sich für den kommenden Weg zur Grasleitenpasshütte nochmal bei Speisen und Getränken gestärkt und danach die restliche Ausrüstung eingepackt.

Da sich das Wetter langsam aber sicher verschlechtert, geht der Blick etwas besorgnisseregend in Richtung des kleinen aber steilen Anstiegs gegenüber der Hütte. Dieser Wegabschnitt ist als Steig ausgewiesen und größtenteils mit einem Drahtseil versichert. Zu normalen Wetterbedingungen im Sommer ist das Ganze nichts besonderes, bei Eis und Schnee jedoch deutlich anspruchsvoller.

Von der Anhöhe zum Malignonpass hinauf hat man einen tollen Blick zurück zum Rifugio Alpe di Tires und darüber hoch aufgarenden Rosszähnen. Der Restliche Anstieg zur Passhöhe ist deutlich flacher und nur wenige Minuten Später blickt man in einen sich öffnenden Kessel über dem der höchste Gipfel des Rosengartens, der 3006 Meter hohe Kesselkogel, thront.

Blick zur Roterdspitze
Der steile Steig zum Malignonpass hinauf
Rifugio Alpe di Tires und die Rosszähne

Der nun folgende Abstieg in den Kessel ist sehr steil und auf Grund von Geröll, Schnee & Eis nicht gerade einfach. Trittsicherheit ist hier definitiv von Vorteil und Trekkingstöcke geben zusätzlich Stabilität. Ganze 200 Höhenmeter geht es hinab und der Weg verläuft im Zick-Zack von links nach rechts zwischen Grasleitenspitze ( 2710 m ) und Malignon di Fuori ( 2780 m ).

Nach dem steile Abstieg kommt man an eine Weggabelung, an der man rechts  hinab zur Grasleitenhütte ( Rifugio Bergamo ) weiter absteigen kann, oder man folgt dem Pfad links durch den Kessel hinüber zum Anstieg zum Grasleitenpass. Bis zum Anstieg auf der gegenüberliegenden Kesselseite verläuft der Weg am Fuß der Malignonspitze ( 2820 m ) und dem Seekogel
( 2893 m ) relativ eben ohne großartig anzusteigen oder an Höhe zu verlieren.

Jedoch wartet kurz vor dem Pass und der Grasleitenpasshütte noch ein Anstieg mit ebenfalls 200 Höhenmetern. Denn die Passhöhe liegt genau 1 Meter Höher wie die des Malignonpass auf 2601 Metern. Allerdings ist das Gelände bei weitem nicht so steil, wie der zuvor bewältigte Abstieg.

Blick in den Kessel und hinüber zum Grasleitenpass
Weggabelung mit Wegweiser
Der Weg durch den Kessel ist kaum auszumachen

Nachdem man die Passhöhe erklommen hat, öffnet sich vor einem das Vajolettal. Auf der rechten Seite liegt das Rifugio Passo Principe, welches hier direkt in den Fels gebaut wurde. Der itlaienische Name dieser Schutzhütte hat einen geschichtlichen Hintergrund und bedeutet Fürstenpass ( Passo Principe ), während der deutsche Name auf die Region bezogen ist und die Hütte am Pass über den letzten Weiden ( Grasleiten ) beschreibt. Der Grasleitenpass ist auch eine Grenze in der Rosengartengruppe zwischen Südtirol und Trentino.   

Schaut man an der Hütte vorbei erblickt man auf der rechten Seite die Lämmerköpfe ( 2681 m ), die Vajoletnadel ( 2721 m ) sowie die dahinter liegenden Vajolettürme ( 2821 m ).  Auf der linken Seite findet sich, etwas oberhalb, der Einstieg zum Kesselkogel-Klettersteig sowie ein weiterer Pfad hinauf zum Antermoiapass.

Die Schutzhütte selber, welche optisch etwas von einer Westernstadt hat, bietet 25 Übernachtungsplätze, super leckere Speisen und Getränke und bei gutem Wetter eine Außenterrasse mit faszinierendem Ausblick. Viele lohnenswerte Ziel lassen sich von hieraus erreichen und selbst im Winter gibt es für Skitourengeher einen Winterraum.

Blick ins Grasleitental und zur Grasleitenhütte
Blick zurück zum Malignonpass und der Grasleitenspitze
Die Grasleitenhütte ( Rifugio Passo Principe )

Tourinfo

Schwierigkeit

mittel

Streckenlänge

9,8 km

Dauer

5 Std

Aufstieg

1178 m

Abstieg

1072 m

GPS Download

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